Verabschiedung

Heute sollten wir ja eigentlich losradeln, aber wenn man aus dem Fenster sieht, dann weiß man, dass es vernünftiger ist, noch bis Montag zu warten. Warten konnte die Abfahrtsfeier aber nicht. Das Datum war festgelegt und montags müssen alle wieder zu Arbeit. Darum feierten wir heute im kleinsten Kreise unsere Abfahrt. Danke Euch Moni, Werner, Brigitte, Elsa, Bea, Ralf und dem lieben Hans. Herzliche Grüße auch an Martina und Oliver, die heute arbeiten und Oliver deshalb gestern Abend schon zu Besuch war. Die Fotos entstanden bei einer kleinen Regenpause.

Worauf ich mich freue

Na zunächst einmal auf Sonne – Sonne satt. Einfach mal über 20 Grad – wolkenloser Himmel und das mehrere Tage hintereinander.

Dann bin ich schon neugierig auf die Via Claudia Augusta, der wir von morgen an bis Meran/Bozen folgen werden. Ich habe von dieser Route schon viel Positives gehört und tolle Fotos gesehen. Bin schon ganz neugierig darauf, es selbst zu erleben.

Auch die Po-Ebene stelle ich mir interessant vor. Mehrmals sind wir schon mit dem Auto dort unterwegs gewesen – aber eben noch nie mit dem Fahrrad.

Sicher ein Highlight wird das Radeln im Apennin sein von Florenz über Assisi in Richtung Rom.

Dann freue ich mich schon riesig auf Sardinien. Alle, die dort bislang Urlaub verbracht haben, sind total begeistert. Ich mache mir einzig wegen dem Radlfahren dort etwas Sorgen: Also wir 2010 in Richtung Istanbul oft auf kroatischen Inseln unterwegs waren, hatten wir oft enge und unübersichtliche Straßen mit bisweilen rücksichtslosen Autofahrern.

Wieder zurück auf dem Festland werden sicher Neapel, Pompej und die Amalfiküste beeindruckend sein.

Neben den vielen landschaftlichen und kulturellen Highlights sind es immer wieder die Augenblicke, die man eben nicht planen kann. Das habe ich so in 2012 auf der Fahrt nach Marrakesh erfahren. Unterwegs passieren immer wieder Dinge, die mir dann ganz lang in Erinnerung sind, weil es einfach unglaublich war. Ein Beispiel dafür waren die herrlich duftenden Lavendelfelder in der Provence in Frankreich. Das  lässt sich nicht beschreiben, nicht fotografieren – das muss man selbst erleben.

Und genau deshalb machen wir uns wieder auf die Reise. Wir sind gut vorbereitet – aber genau das nicht Geplante ist oftmals so wertvoll.

Wir werden uns alle Mühe geben, mit Texten, Fotos und Bewegtbildern all das zu schildern, was wir erleben und Euch teilhaben zu lassen.

 

 

 

Peppone

Als Toni und ich uns kennenlernten, war es mir so wichtig, ihm alles auf einmal zu zeigen, was mir in meinem Leben gefiel. Das waren zum Beispiel ein Frühstück mit Ei und Leberwurst, ein Boogie im Rock ’n Roll Verein, ein wilder Ausritt auf dem Pferde.
Zu meinen Lieblingsfilmen zählte damals „Don Camillo und Peppone“, den wir bald auswendig konnten, so oft sahen wir ihn an. Der erste Teil enthält einen Ausschnitt, in dem Don Camillo auf Wahlplakaten nachts heimlich schrieb: „Peppone ist ein Esel!“ Worauf hin die ganze Stadt Brescello den armen Bürgermeister Peppone mit diesem Spruch verspottet. Uns gefiel das damals so sehr, und da kauften wir uns einen Esel aus Plüsch, der den Namen Peppone erhielt.
Unser neues Maskottchen Peppone soll uns nach Italien begleiten, Glück bringen und uns an die Zeit vor fast genau 20 Jahren erinnern.
An alle übrigen Don Camillo-Fans: wir haben vor, Brescello zu besuchen!

Was für ein Vormittag!

Heute Nacht bin ich von Regengeräuschen aufgewacht. Ich dachte „Das hört bis morgens nie auf!“. Als ich um 6 Uhr aus dem Fenster blickte, hatte es tatsächlich aufgehört. Toni, noch verschlafen, brummelte, es sei noch zu früh zum fahren. Nun, so verkroch ich mich noch einmal unter die Decke. Um 8.30 Uhr goss es erneut wie aus Eimern. Dazu die Kälte, es hatte nur 6°C. Nach dem Frühstück schauten wir Wetterberichte an, die verkündeten, dass es heute noch nicht besser werden würde, obgleich sich die Hochwassersituation entspannen solle.

Wir sitzen vor unseren gepackten Satteltaschen im Wohnzimmer und es gießt und gießt und gießt. Ich weigere mich, auf den Drahtesel zu steigen, die Stimmung ist bei uns beiden am frostigen Tiefpunkt. Toni will unbedingt, ich unbedingt nicht. Er argumentiert, wir hätten doch den Poncho, ich lamentiere, ich hätte aber keinen Skianzug dabei! Warum freiwillig da raus? Ich bin doch nicht blöd! Zumal alle Radwege in der Umgebung teilweise noch überflutet sind. Es ist eine schwere Entscheidung. Ich einige mich mit Toni, noch bis morgen zu warten. Aber morgen geht es endgültig los, mit der Kulturradreise, mit dem schönen Wetter, mit der guten Stimmung. Versprochen!
Unsere erste Etappe Landsberg geht unter. Bildquelle: dpa

Augsburg und die Fuggerei

Einen Vorteil hatte heute die verschobene Abfahrt: Wir besuchten das 18 km entfernte Augsburg als Touristen! Sonst nur als Shopping-Stadt genutzt, hatten wir Zeit, alles mit anderen Augen zu sehen…

In Augsburg sind u. a. wichtige Personen geboren: Berthold Brecht, Mozarts Papa, Jakob Fugger – und ich 😉

Wir besichtigen die Fuggerei (dort war ich noch nie, unglaublich oder?). Ein Besuch ist für den Augsburg-Touristen ein Muss. Man erfährt viel über Werdegang und den Reichtum Augsburgs, der nicht zuletzt auch von den damals einflussreichen Fuggern maßgeblich mit verursacht wurde.

Was ist die Fuggerei? Es ist die älteste Sozialsiedlung überhaupt, erbaut von Jakob Fugger dem Reichen, im Jahre 1521. Zuerst hieß die Siedlung „Fuckerei“. Damals schon war die Miete für eine Wohnung unglaublich günstig: umgerechnet 0,88 Euro pro Jahr.
Es gab aber Bedingungen:  Bedürftig musste man natürlich sein, katholischer Konfession angehören und zuletzt drei Gebete täglich für die Fuggerfamilie beten. Das wars. Und man stelle sich vor, das alles ist bis heute so geblieben, inklusive der Gebete!
Im Kriege Februar 1944 völlig zerstört, bauten die Fugger es schon im gleichen Jahr wieder auf und erweiterten die Siedlung sogar. Ein lebendiges Museum, aber noch heute sozialer Wohnungsbau, wirklich reizend, bescheiden, schön. Die Wohnungen finanzieren sich durch Eintrittsgelder und Spenden und werden nach wie vor von der Fuggerfamilie verwaltet.
Wir gehen weiter zum Perlachturm und dem Rathaus, das neben der Fuggerei und dem Dom zu den tollsten Sehenswürdigkeiten zählt. Es ist ein Beispiel der Renaissancebauweise, die ihresgleichen sucht. Im Rathaus befindet sich der „Goldene Saal“, der besucht werden muss. Wer mehr darüber wissen will: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Saal
Der Perlachturm ist noch viel älter. 989 wurde er erschaffen und sollte als Wachturm für die Reichsstadt dienen. Er wurde oft umgebaut und letzlich im Zuge der Rathausfassadengestaltung optisch angeglichen. Auf Wikipedia kann man die Gestaltung des Turmes zu Fuggers Zeit bewundern.

Und los gehts

Nach vier Tagen Dauerregen, hat es nun aufgehört. Und jetzt startet unsere Reise nach Palermo.
Wir sind heilfroh und können nun im trockenen Zustand starten.
Hier seht ihr uns an unseren Abfahrtsort Obergriesbach und im Hintergrund die Kirche.

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Auf der Via Claudia Augusta

Wir sind jetzt auf der via Claudia Augusta, und uns geht es hervorragend. Es ist unglaublich grün hier, und ruhig, man merkt überhaupt nicht das die Städte Königsbrunn und Haunstetten sowie Augsburg neben uns verlaufen. Toni freut sich besonders über die gute Ausschilderung.

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Kurz vor Scheuring

Steht quasi mitten auf dem Feld eine als Assisi Kapelle. Gestiftet von einem ortsansässigen Spenglermeister. Die Kapelle ist komplett aus Kupfer
hergestellt worden.
Die Kapelle ist damit auch ein Symbol dafür, dass wir ab Florenz über Assiisi nach Rom dem Franziskusweg folgen werden.

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