Frühstück vor dem Pass

Guten Morgen! Auch für uns heißt es heute, harte Arbeit ist angesagt. Wir wissen gleich 1000 Höhenmeter radeln, nämlich den Passo della Consuma hoch. Warum stärken wir uns bei einem typisch italienischen Frühstück.

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Jetzt

Was ist jetzt? Wie geht es Dir jetzt? Was ist jetzt um Dich los? Wie fühlt sich jetzt Dein Körper an? Wo bist Du gerade jetzt? Geht es Dir jetzt gut? Was bräuchtest Du, damit es Dir jetzt gut geht? Nun die letzte Frage reißt einen schon wieder aus dem Jetzt heraus. Auch auf dem Fahrrad ist es bisweilen nicht leicht, im Augenblick zu leben, ganz da zu sein. Immer wieder führen die Gedanken weg, von dem, was gerade wirklich ist. Ein Duft einer Blume, den man lange nicht mehr gerochen hat, zum Beispiel, entführt einen weit in die Vergangenheit. Dann ist man dort und es dauert, bis man wieder im Jetzt ist. Auch Orte, die man besucht und man früher schon mal dort war, leiten einen gedanklich weg vom aktuellen Geschehen. Dann ist man „früher“ in Florenz und nicht „jetzt“. Wenn ich zuhause bin, dann ist mein iPhone der „Ich-entführe-Dich-aus-dem-Jetzt“-Verführer Nummer eins. Facebook und Co vertreiben Langeweile und schlechte „Jetzt“-Gefühle. Auch der Computer manövriert mich in Welten, wo ich gerne sein möchte. Aber ich bin eigentlich nicht dort, sondern am Schreibtisch im Büro. Was will ich damit sagen? Das Jetzt ist nicht immer schön, auch nicht auf dem Fahrrad und der Mensch hat die Gabe, sich in einen anderen Zustand zu versetzen, damit es ihm besser geht. Allerdings schaffe ich persönlich auf dem Fahrrad öfters, das Jetzt zu sehen, zu spüren, und es zu genießen, egal wie es gerade ist. So eine Radreise rückt einem den Kopf zurecht und man spürt auch im Alltag besser, ob sich das Jetzt gut anfühlt oder eben nicht so gut. Dann muss sich für mich etwas ändern, kurz- mittel-, oder langfristig. Wie geht es Euch mit Eurem „Jetzt“?

Mamma

„Mammmaaa“ – leider kann man es nicht wiedergeben, dieses „Mammmaaa“, wie es der junge schwarzhaarige Mann da ruft. Er weiß sich nicht zu helfen. Er steht an der Rezeption und die „Mammmaaa“ muss augenblicklich erscheinen. Toni und ich amüsieren uns ein wenig, ist der Mann doch schon schätzungsweise über 20 und ruft nach seiner „Mammmaaa“. Sie kommt. Endlich! Mamma ist eine bildschöne Frau mit langem schwarzen Haar, und grauen Strähnen. Sie eilt aus der Küche und wirkt beschäftigt. Sie erledigt schnell, was der Junge nicht kann. Das war 2009 im Hotel Miramonti.

Heute schreiben wir 2013 zur Mittagszeit. Der Besitzer, Landini, freut sich, dass er uns wieder sieht. Es ist niemand da, nicht der Junge und nicht Mamma, seine Frau. Nur Helfer und Verwandte. Wir werden von oben bis unten bekocht und verwöhnt.

Landini spricht sehr gut deutsch, so unterhalten wir uns über Pilger und Wege, das Wetter und seine Kinder, die jetzt in der Stadt arbeiten. Seit 10 Jahren hätten sie keinen Tag „Zeit“ gehabt, Ausflüge zu unternehmen, erzählt er. Ich deute auf sein Ruhetag-Schild, es ist der Dienstag. Er wolle aber nicht, dass jemand vor verschlossener Türe stehe.

Früher kamen viel mehr Menschen zur Sommerfrische nach Consuma, jetzt kommt keiner mehr her, um Urlaub zu machen. Er meint, die jungen Leute flögen für 200 Euro ans Schwarze Meer, und die Alten seien alle gestorben.

Erst als wir fahren, schwenkt plötzlich seine Stimmung um. Er drückt uns und hat einen Kloß im Hals. „Mamma“, liegt mit 57 oben im 1. Stock im Sterben.

Tagesetappe: 17.06.2013

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
17.06.2013 1.300 905 45,76