Mein persönlich härtester Tag?

Nun ja, wir posten ja ständig, dass es sehr heiß ist und die Landschaft schrecklich öde. Ich fand heute die Steigungen am Nachmittag besonders mörderisch, obwohl wir schon klüger sind und eine Stunde früher aufstehen, um die Morgenkühle auszunutzen. Am Nachmittag waren es dann nur noch 20 Kilometer.

Ich denke dann immer, „oje, ist das hart, so hart wars noch nie, so heiß war mir noch nie, so anstrengend wars noch nie!“

Aber wenn ich abends dann erschöpft auf dem Bett lang gestreckt daliege und über die vergangenen Tage nachdenke, muss ich mir eingestehen, dass ich ständig gedacht hatte, dies sei mein härtester Tag gewesen. Einmal ist es heiß, dann Angst vor dem Regen (hatte ich seit Deutschland nicht mehr), einmal ist es steil, einmal viele Autos, einmal nervige Touristen, einmal kein Zimmer gefunden, einmal zu viele Kilometer…ich glaube, dieses Gefühl gehört zu meiner Radreise dazu, ständig zu denken: Heute war mein härtester Tag!

Tagesetappe: 22.07.2012

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
22.07.2012 1.225 1.023 69,03

Heute war nicht mein Tag

Heute hat es mir einfach nicht gefallen. Es ging schon morgens damit los, daß unser Garmin über USB nicht mehr mag. Ich kann also die Tracks nicht mehr runterladen. Immer wenn das USB-Kabel eingesteckt wird, schaltet sich das Garmin aus.

Aber um die Ecke ist ein Fahrradladen – da bin ich dann gleich um 9.30 Uhr hingestürmt. Doch der wußte gar nicht, was GPS etc, ist und war mir keinerlei Hilfe. Eine Ecke weiter gabs den Computerladen – der sollte um 10 Uhr öffnen – tat er aber nicht. Er hat uns bis 10.30 Uhr warten lassen.

Dort konnte ich eine MicroSD kaufen, auf der die neuen Tracks mit aufgezeichnet werden. Das hat dann auch geklappt heute. Bei movistar wollte ich unser Internetkontingent aufladen lassen. Das ging gar nix. Die gute Dame hat mich einfach nicht verstanden. Ich kein Spanisch, sie kein Englisch – und so wurde das also nichts.

Und dann erstmal 4 km bergauf. Dann gings mal rauf mal runter – ich haßte es. Ich habe keinen Rhythmus gefunden. Es war mir eine einzige Qual.

Zum Glück fanden wir dann noch den Via Verde, auf dem wir gut 20 km fahren konnten. Dort wars toll.

In mir ist es so kahl und einsam wie auf dem Bild.

Tag der Überraschungen

Es ging morgens schon los, ich war wirklich überrascht, dass dieses, sonst bombenzuverlässige Garminngerät die Grätsche gemacht hat. Aber die Hitze in der Fronttasche hält auch das stärkste Gerät einfach nicht aus.

Dann war ich doch sehr überrascht, dass Toni sich nicht für diesen tollen Naturpark begeistern konnte, es waren wirklich herrliche Aussichten dabei. Stattdessen schlug er vor, die Bundesstraße zu heizen, damit wir die verlorene Zeit in Baena im Computerladen und beim Telefonhändler wieder einholen könnten. Das war mir dann doch zu blöd. Diesmal setzte ich mich durch und wir fuhren weiter auf der einsamen, aber kurvigen und hügeligen Panoramastraße, allerdings mit dem maulenden Toni.

Zum Glück! Denn dort fanden wir zu meiner Überraschung das stillgelegte und zum Radweg umfunktionierte Bahngleis. Also ich möchte fast behaupten, dass dies eines der schönsten Abschnitte der ganzen Tour gewesen ist. So romantisch und flach und ohne Kurven, leicht bergab, über schwindelerregende Brücken und tolle Steinschluchten ging es dahin.

Ja und die letzte Überraschung für heute war das letzte Stück Bundesstraße. Da fuhr kein Mensch, wie damals, als wir in Griechenland fuhren, zieht die neu erbaute Autobahn doch alle Fahrzeuge an.

Heute war die Hitze für mich erträglicher, allerdings wird es zum Abend hin immer heißer statt kühler. Um 17 Uhr war es schier unerträglich. Das hat mich nun dann nicht mehr überrascht, das kenne ich ja schon!

Tagesetappe: 23.07.2012

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
23.07.2012 900 946 65,98

In Richtung Berge

Wir sind soeben in Campillos eingetroffen. Vor uns sehen wir schon die Berge, die zwischen uns und dem Mittelmeer liegen. Wir verlassen also nun die Olivenhaine, um über die Berge in Richtung Gibraltar weiterzufahren.
Und heute Früh waren sogar einige Wolken am Himmel zu sehen. Die sind aber mittlerweile wieder komplett verschwunden und es ist Sommer heiß hier.

Niemals aufhören zu denken

Seit Tagen beschäftigt mich das Thema schon: Europa. Wir erleben hier auf dem Lande und in nicht touristischen Städten total freundlich gestimmte Spanier. Ein Rennradfahrer rief vorgestern lauthals zu uns hin: „Viva Merkel, viva, viva!“. Ein Hotelangestellter meinte einmal zu Tonis präzisen Fragen: Das sei es, warum uns Deutschen Europa „gehöre“ und wir seien die Nummer Eins. Ein Spanier mit ein bisschen Deutsch erklärte uns, das wir es doch gut hätten in Deutschland. Wir hätten Arbeit ohne Ende. Sie fänden nicht mal welche. Im Fernsehen flimmern Angie und Westi schier minütlich vor unseren Augen vorbei und schütteln unermüdlich spanische Hände.

Wir zwei Radler stehen da, als retteten wir persönlich Spanien. Erstmal finde ich es natürlich schmeichelhafter als vor zwei Jahren bei den Griechen vorbeizuradeln, die nichts als dumme Bemerkungen und arrogante Sprüche für uns übrig hatten. Auf der anderen Seite sind ja nicht wir persönlich es, die sie „retten“. Sie und andre haben ja auch in den Topf bezahlt. Das positive Bild, das wir durch unser Deutschsein abgegen, das erstaunt und beschäftigt mich.

Und führt mich zu dem Gedanken, dass die Starken immer die Schwächeren unterstützen und das ist auch gut so. Wenn wir alle Europa leben wollen, dann ist das ein unerlässlicher Gedanke. Mir gefiele es nicht, dass dieses schöne Land in große Schwierigkeiten käme. Die „normalen“ Spanier, so denke ich, tun viel und strengen sich an, sind geschäftig und fleißig. Aber wie auch schon in einem Kommentar bemerkt: Sie haben hauptsächlich Landwirtschaft und Tourismus. Da steckt nicht so viel Potenzial drin, wie in Autos und Entwicklung. Und kann mal gut laufen und mal schlecht.

Des Deutschen Stärke ist das Denken (und Dichten). Das Wetter machts, dass wir über viele Dinge länger brüten können, bei dieser Hitze hier haut es jeden guten Gedanken aus der Hirnkurve.

Wir sollten, um weiter bestehen und gut bleiben zu können, an Bildung, Sprachen, Weiterbildung und Weiterentwicklung weiter festhalten. Die Türe offen lassen für Neues, Toleranz und Offenheit nicht nur theoretisch leben, mit großer Aufmerksamkeit die Vorgänge Europas und der Welt verfolgen und das Beste draus machen.

Und niemals aufhören, zu denken…