Niemals aufhören zu denken

Seit Tagen beschäftigt mich das Thema schon: Europa. Wir erleben hier auf dem Lande und in nicht touristischen Städten total freundlich gestimmte Spanier. Ein Rennradfahrer rief vorgestern lauthals zu uns hin: „Viva Merkel, viva, viva!“. Ein Hotelangestellter meinte einmal zu Tonis präzisen Fragen: Das sei es, warum uns Deutschen Europa „gehöre“ und wir seien die Nummer Eins. Ein Spanier mit ein bisschen Deutsch erklärte uns, das wir es doch gut hätten in Deutschland. Wir hätten Arbeit ohne Ende. Sie fänden nicht mal welche. Im Fernsehen flimmern Angie und Westi schier minütlich vor unseren Augen vorbei und schütteln unermüdlich spanische Hände.

Wir zwei Radler stehen da, als retteten wir persönlich Spanien. Erstmal finde ich es natürlich schmeichelhafter als vor zwei Jahren bei den Griechen vorbeizuradeln, die nichts als dumme Bemerkungen und arrogante Sprüche für uns übrig hatten. Auf der anderen Seite sind ja nicht wir persönlich es, die sie „retten“. Sie und andre haben ja auch in den Topf bezahlt. Das positive Bild, das wir durch unser Deutschsein abgegen, das erstaunt und beschäftigt mich.

Und führt mich zu dem Gedanken, dass die Starken immer die Schwächeren unterstützen und das ist auch gut so. Wenn wir alle Europa leben wollen, dann ist das ein unerlässlicher Gedanke. Mir gefiele es nicht, dass dieses schöne Land in große Schwierigkeiten käme. Die „normalen“ Spanier, so denke ich, tun viel und strengen sich an, sind geschäftig und fleißig. Aber wie auch schon in einem Kommentar bemerkt: Sie haben hauptsächlich Landwirtschaft und Tourismus. Da steckt nicht so viel Potenzial drin, wie in Autos und Entwicklung. Und kann mal gut laufen und mal schlecht.

Des Deutschen Stärke ist das Denken (und Dichten). Das Wetter machts, dass wir über viele Dinge länger brüten können, bei dieser Hitze hier haut es jeden guten Gedanken aus der Hirnkurve.

Wir sollten, um weiter bestehen und gut bleiben zu können, an Bildung, Sprachen, Weiterbildung und Weiterentwicklung weiter festhalten. Die Türe offen lassen für Neues, Toleranz und Offenheit nicht nur theoretisch leben, mit großer Aufmerksamkeit die Vorgänge Europas und der Welt verfolgen und das Beste draus machen.

Und niemals aufhören, zu denken…

8 Gedanken zu „Niemals aufhören zu denken

  1. Ui ui ui

    Hallo Ihr zwei,

    ein sehr schwieriges Thema bei so einer Hitze und bei dieser Anstrengung. Aber ich stimme dem geschriebenen komplett zu. Ich bin selber Grieche und habe in der Vergangenheit sehr viel mit meinen Landsleuten diskutiert. Diese Menschen sind wirklich arrogant. Und für die Misere in der die stecken kann fast jeder einzelne dafür nicht nur die grossen auch der kleine mann.

    Ich Wünsche euch weiterhin eine riesengaudi

  2. Du hast schon recht, aber es ist zum Beispiel schwer einzusehen, dass in Krisenländern mit 60 Jahren in Rente gegangen wird oder wurde, während wir bis 67 arbeiten müssen und dann vielleicht aufgrund unserer Zahlungen ins Ausland nicht einmal Rente bekommen.

  3. @achim: ja, die krisenländer müssen sich ändern, da würde dann vielleicht nicht nur das rentenalter angehoben werden. auch ausgedehnte siestas werden mal passé und englisch in der schule pflichtprogramm…ein italiener jammerte voriges jahr, dass sie jetzt „richtig“ arbeiten müssen. tja, das ist das spiel mit europa…nicht jeder eigene süppchen kochen, man muss eben auch die harten sachen annehmen über kurz oder lang. dass das erstmal wehtut, ist klar, aber wir machens vor.

  4. @Achim

    in Griechenland fing das Rentenalter mit 55 Jahren an und die haben tatsächlich 120% Rente bekommen. Dass das nicht lange gut geht hätte denen auch mein Sohn sagen können

    Lieben Gruss
    Dimitri

  5. Na ja, was soll ich da als Schweizer antworten…

    Viele Schweizer sagen, sie hätten es ja gewusst und darum zurecht gegen die EU gestimmt. So einfach ist das aber nicht. Da wird viel profitiert, auch jetzt wieder, da fließt Geld in Massen aus Spanien etc. In die Schweiz. Nicht nur – in London boomt derzeit der Verkauf an Luxuswohnungen – an Griechen und Spanier.
    Mittlerweile traut aber auch der Schweizer seinen eigenen Banken nicht mehr. Ich persönlich hab mit einigen Banken jegliche Geschäfte abgebrochen, zu denen ich früher hochgeschaut habe.

    Ein Teufelskreis den keiner zu durchbrechen wagt.

    Eure Tour steht da ganz gut positioniert. Verströmt positive Stimmung und zeigt, dass das Zwischenmenschliche nicht in Franken und Euro gemessen werden kann.

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