Heute war nicht mein Tag

Heute hat es mir einfach nicht gefallen. Es ging schon morgens damit los, daß unser Garmin über USB nicht mehr mag. Ich kann also die Tracks nicht mehr runterladen. Immer wenn das USB-Kabel eingesteckt wird, schaltet sich das Garmin aus.

Aber um die Ecke ist ein Fahrradladen – da bin ich dann gleich um 9.30 Uhr hingestürmt. Doch der wußte gar nicht, was GPS etc, ist und war mir keinerlei Hilfe. Eine Ecke weiter gabs den Computerladen – der sollte um 10 Uhr öffnen – tat er aber nicht. Er hat uns bis 10.30 Uhr warten lassen.

Dort konnte ich eine MicroSD kaufen, auf der die neuen Tracks mit aufgezeichnet werden. Das hat dann auch geklappt heute. Bei movistar wollte ich unser Internetkontingent aufladen lassen. Das ging gar nix. Die gute Dame hat mich einfach nicht verstanden. Ich kein Spanisch, sie kein Englisch – und so wurde das also nichts.

Und dann erstmal 4 km bergauf. Dann gings mal rauf mal runter – ich haßte es. Ich habe keinen Rhythmus gefunden. Es war mir eine einzige Qual.

Zum Glück fanden wir dann noch den Via Verde, auf dem wir gut 20 km fahren konnten. Dort wars toll.

In mir ist es so kahl und einsam wie auf dem Bild.

Tag der Überraschungen

Es ging morgens schon los, ich war wirklich überrascht, dass dieses, sonst bombenzuverlässige Garminngerät die Grätsche gemacht hat. Aber die Hitze in der Fronttasche hält auch das stärkste Gerät einfach nicht aus.

Dann war ich doch sehr überrascht, dass Toni sich nicht für diesen tollen Naturpark begeistern konnte, es waren wirklich herrliche Aussichten dabei. Stattdessen schlug er vor, die Bundesstraße zu heizen, damit wir die verlorene Zeit in Baena im Computerladen und beim Telefonhändler wieder einholen könnten. Das war mir dann doch zu blöd. Diesmal setzte ich mich durch und wir fuhren weiter auf der einsamen, aber kurvigen und hügeligen Panoramastraße, allerdings mit dem maulenden Toni.

Zum Glück! Denn dort fanden wir zu meiner Überraschung das stillgelegte und zum Radweg umfunktionierte Bahngleis. Also ich möchte fast behaupten, dass dies eines der schönsten Abschnitte der ganzen Tour gewesen ist. So romantisch und flach und ohne Kurven, leicht bergab, über schwindelerregende Brücken und tolle Steinschluchten ging es dahin.

Ja und die letzte Überraschung für heute war das letzte Stück Bundesstraße. Da fuhr kein Mensch, wie damals, als wir in Griechenland fuhren, zieht die neu erbaute Autobahn doch alle Fahrzeuge an.

Heute war die Hitze für mich erträglicher, allerdings wird es zum Abend hin immer heißer statt kühler. Um 17 Uhr war es schier unerträglich. Das hat mich nun dann nicht mehr überrascht, das kenne ich ja schon!

Tagesetappe: 23.07.2012

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
23.07.2012 900 946 65,98

In Richtung Berge

Wir sind soeben in Campillos eingetroffen. Vor uns sehen wir schon die Berge, die zwischen uns und dem Mittelmeer liegen. Wir verlassen also nun die Olivenhaine, um über die Berge in Richtung Gibraltar weiterzufahren.
Und heute Früh waren sogar einige Wolken am Himmel zu sehen. Die sind aber mittlerweile wieder komplett verschwunden und es ist Sommer heiß hier.

Niemals aufhören zu denken

Seit Tagen beschäftigt mich das Thema schon: Europa. Wir erleben hier auf dem Lande und in nicht touristischen Städten total freundlich gestimmte Spanier. Ein Rennradfahrer rief vorgestern lauthals zu uns hin: „Viva Merkel, viva, viva!“. Ein Hotelangestellter meinte einmal zu Tonis präzisen Fragen: Das sei es, warum uns Deutschen Europa „gehöre“ und wir seien die Nummer Eins. Ein Spanier mit ein bisschen Deutsch erklärte uns, das wir es doch gut hätten in Deutschland. Wir hätten Arbeit ohne Ende. Sie fänden nicht mal welche. Im Fernsehen flimmern Angie und Westi schier minütlich vor unseren Augen vorbei und schütteln unermüdlich spanische Hände.

Wir zwei Radler stehen da, als retteten wir persönlich Spanien. Erstmal finde ich es natürlich schmeichelhafter als vor zwei Jahren bei den Griechen vorbeizuradeln, die nichts als dumme Bemerkungen und arrogante Sprüche für uns übrig hatten. Auf der anderen Seite sind ja nicht wir persönlich es, die sie „retten“. Sie und andre haben ja auch in den Topf bezahlt. Das positive Bild, das wir durch unser Deutschsein abgegen, das erstaunt und beschäftigt mich.

Und führt mich zu dem Gedanken, dass die Starken immer die Schwächeren unterstützen und das ist auch gut so. Wenn wir alle Europa leben wollen, dann ist das ein unerlässlicher Gedanke. Mir gefiele es nicht, dass dieses schöne Land in große Schwierigkeiten käme. Die „normalen“ Spanier, so denke ich, tun viel und strengen sich an, sind geschäftig und fleißig. Aber wie auch schon in einem Kommentar bemerkt: Sie haben hauptsächlich Landwirtschaft und Tourismus. Da steckt nicht so viel Potenzial drin, wie in Autos und Entwicklung. Und kann mal gut laufen und mal schlecht.

Des Deutschen Stärke ist das Denken (und Dichten). Das Wetter machts, dass wir über viele Dinge länger brüten können, bei dieser Hitze hier haut es jeden guten Gedanken aus der Hirnkurve.

Wir sollten, um weiter bestehen und gut bleiben zu können, an Bildung, Sprachen, Weiterbildung und Weiterentwicklung weiter festhalten. Die Türe offen lassen für Neues, Toleranz und Offenheit nicht nur theoretisch leben, mit großer Aufmerksamkeit die Vorgänge Europas und der Welt verfolgen und das Beste draus machen.

Und niemals aufhören, zu denken…

Tagesetappe: 24.07.2012

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
24.07.2012 493 393 46,21

Die Sorgen von Morgen und die Leute von Heute

Das viele Adrenalin in meinem Blut von gestern hat mir eine schlaflose und sorgenreiche Nacht bereitet. Was war passiert? Bei unerhört starkem Gegenwind fuhren wir eine Straße hinab, ich musste mich voll konzentrieren, das Bike gerade zu halten. Wie auf deinem Segelschiff ging es hin und her. Plötzlich nahm ich eine krächzende Stimme hinter mir wahr, unaufhörlich palaverte da wer. Dann gab es einen Ruck an meinem Rad!

Ein alter Rennradfahrer meinte wohl, ich sei zu langsam und schob mich von hinten an! Unerhört, ich bekam einen Schock und schimpfte auf ihn ein, aber er ließ nicht ab, mich anzuschieben. Dann wäre er noch beinahe von seinem Rad vor mir hingefallen, vor lauter schieben und schreien. Dann fuhr er mit einem „Vamos“ von dannen. Also Leute gibt’s. Leider konnte ich Toni nicht mehr vor dem alten Knaben warnen, war er doch zu weit voraus. Auch ihn plärrte er wohl von hinten an, das Schieben ließ er aber bei ihm…

Danach kämpfte ich mit miesen Gedanken an Marokko, das noch dadurch verstärkt wurde, dass Edda von Tangier und ein Eisverkäufer vor dem Hafen in Spanien warnte. Solche und andere Sorgen plagten mich Nachts und heute morgen. Seit mittags geht’s besser. Wenn es jemand wagen sollte dass er mich beklaut, dann soll er es haben, es sind ja nur Dinge. Wenn er an mein Leben will, das wäre was anderes. Mental bin ich jedenfalls auf alles vorbereitet. Man wird mich schon nicht wegen einer Kamera oder ein paar Klamotten abmurksen. Oder wie sagte mein Schwager zum Abschied: Er ließe es sich nicht nehmen, uns noch einmal lebendig zu sehen…

Ich hoffe bloß, dass nichts von den entstandenen Vorurteilen und projizierten Ängsten der anderen Menschen in Marokko eintrifft und die Schauermärchen über Marokko auch nur Märchen sind und keine Wahrheiten. Auf dem Fahrrad kann man eben nicht so einfach davonbrausen. Manchmal wünschte ich mir einen Land Rover zur Überfahrt…

Aber heute ist erst mal heute. Und wir sind gerade in Ronda eingetroffen und schauen jetzt mal, was es hier Besonderes zu sehen gibt. Übrigens, sogar Michele Obama hat hier in Ronda 2010 vorbeigeschaut, wie Fotos an der Wand unseres Hotels belegen.