Auf der SS 18 südwärts

Wir sausen dahin. Es geht eben mittlerweile mit einem fulminanten Rückenwind angetrieben weiter südwärts. Mit etwa 20-25 km/h kommen wir gut voran. Wir sind jetzt in der Mittagspause und haben schon 80 km erreicht heute.
Ansonsten gibt es hier wenig zu berichten. Rechts das Meer, wir auf der SS 18, links daneben das Zuggleis und weiter daneben die Autobahn.
Hier muss es wohl sein, wo der Bayer sagt:“ hier ist der Hund verreckt.“
Apropos Hund: die gibt es bisweilen auch. Einige davon eher leblos am Straßenrand. Einige noch einige Meter abseits. Leider gibt es auch die eine und andere Katze, die einen Aufprall mit einem der vielen Autos nicht überlebt hat.
Ja, und die Camping Mädels gibt es hier auch. Damit ist diese Gegend hier zu Genüge beschrieben.

Wir sind in Pizzo C. angekommen

Und schon sind uns die ersten Touristen – deutsche etc. – über den Weg gelaufen. Wo kommen die denn nun auf einmal her? Ach klar – vom Flughafen, der ist nur ca. 30 km entfernt. Schon interessant zu sehen, wie ein Flugzeug dann Menschen hierher bringt und da sind Sie nun. Nun Pizzo C. ist keine Sensation – aber als wir angekommen sind, war jeder freie Platz auf dem zentralen Platz besetzt. So etwas hatten wir nun hunderte Kilometer lang nicht mehr gesehen. Es gibt wohl Flüge von Frankfurt, Stuttgart etc. und dann ist es eben ganz einfach – und vielleicht auch preislich günstig – hierher zu kommen.
Wir haben dennoch in einem B&B mitten in der Altstadt Unterschlupf gefunden und das erste Mal auf der Reise haben wir „nur“ eine 2G-Internetleitung. Wir sind es schon gewohnt, immer und überall 3G und HSUPA zu haben. Aber es wird schon gehen….
Ach die SS 18 hat uns heute das „Kraut ausgeschüttet“. Wir wollten eigentlich weiter über Vibo Valentia auf dieser Strasse bleiben. Aber nach den Erfahrungen des heutigen Tages ändern wir unsere Route. Wir bleiben am Meer und fahren über Tropea und Nicotera weiter. Das wird wohl hügeliger sein, aber hoffentlich ruhiger und mit deutlich weniger Verkehr. Besonders am Nachmittag hatten wir Lastwagen Stoßstange an Stoßstange. Gepaart mit Hupen ist das für unsere Nerven nichts.
Dabei wäre es so schön am Meer – wie das Bild zeigt. Doch es gibt zu wenige alternative ruhige Verkehrswege für Radler. Mal sehen, was dann der morgige Tag bringt.

SS 18

Heute habe ich eine viereckige Katze auf der Straße gesehen. Zuerst dachte ich, es sei ein plattgefahrener heller Karton. Aber die Pfoten und der Kopf, die waren deutlich zu erkennen. Es war nichts ekliges daran, ein fein säuberlich, wie mit dem Lineal gezogenes Katzenviereck. Es war ja auch nur noch das Fell, alles andere komprimiert, auf wenige Millimeter zusammengedrückt.

Ich musste lachen, obwohl es mir zum weinen war, es war einfach zu skurril. Vielleicht beginnt hier der Wahnsinn, auf der Straße, die keine Gnade kennt.

Toni hat es Mittags ja schon erwähnt, viele Tiere (und manche Menschen) müssen auf der SS 18 ihr Leben lassen. Ich fahre immer mit erhobenem Kopf an den Tieren vorbei, und sende ein kleines Stoßgebet zum lieben Gott, er möge sich der armen Seele annehmen, sie können ja nichts dafür.

Dabei mache ich mir Gedanken, wieso das denn sein muss? Brauchts denn so viel Verkehr, so rasende LKWs, so schnelle Autos? Wo wollen sie denn alle hin? So schnell?

Hm, ich muss eingestehen, auch ich liebe zuhause italienische Waren, Nudeln, Olivenöl, Schinken, Oliven, Mozzarella, Schuhe, Leder, Blusen, kurz, viele Dinge, die hier produziert und umhertransportiert werden, die mitunter diesen gewaltigen Verkehr verursachen.

Die Italiener ihrerseits lieben bayerisches Bier oder Sterzinger Joghurt oder vielleicht andere Dinge und so wird alles hin- und hergefahren. Sicher lasse ich da jetzt was aus. Es geht ja um ein Beispiel.

Aber solange wir – und da nehme ich mich natürlich nicht aus – gierig in den Supermarkt mit dem Auto fahren, der weit außerhalb der Städte und Dörfer liegt, um dort zu konsumieren, solange wird es diesen Verkehr geben und er wird sich noch verstärken.

Sicher sind viele Fahrten völlig unnötig, aber ich habe auch Verständnis, wenn man seine Verwandtschaft besuchen möchte oder zu einer wichtigen Fahrt ins Krankenhaus ist oder eben in den Supermarkt fahren muss, weils gar nichts anderes mehr zum Einkaufen gibt.

Also – ich komme zu dem traurigen aber wahren Schluss: es geht nicht ohne die SS 18, auch wenn mir das nicht gefällt.

Tagesetappe: 12.07.2013

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
12.07.2013 607 524 107,43