An einem wunderbaren windlosen Sommertag radeln wir angenehm talwärts.
Archiv für den Tag: 21. Juli 2012
Andalusien
Unglaublich heiß
hier, irgendwo in Andalusien, dass sogar die Vorhersage nicht stimmt! Sind schon in unserer Pension und der freundliche Wirt hat uns ein weiteres Feierabendbier spendiert, das konnten wir nicht abschlagen – das wirkt bei der Hitz! Ist zum Glück kein bayerisches Bier – Wir könnten ein bisschen Wärme abtreten…
Mitgefühl und Mitleid
Gestern morgen wartete ich vor dem Supermarkt, bis Toni Wasser besorgte. Derweilen beobachtete ich eine junge, ziemlich ausgemergelte schwarze Katze, die immer wieder in einem Loch im Haus mir gegenüber Unterschlupf suchte, wieder herauskam und miaute. Man sah ihr den Hunger an und das Leid, das sie plagte. Ich hatte keine Idee, ihr Leid zu lindern. Selbst wenn ich ihr eine Dose Katzenfutter kaufte, ich müsste ja wieder fort und morgen hätte sie das gleiche Leid. Während ich so darüber nachdachte, hockte sich eine Bettlerin mit einem Hocker und ihrem bisschen Hab und Gut an den Eingang des Supermarkts. Ein kleines dünnes Weiberl, schwer zu schätzen, vielleicht Ende 60, mit wenig Zähnen kaute an einem Baguette herum.
Sie war es, die der Mieze „half“, warf sie doch dem Kätzchen den letzten Brocken ihres Baguettes hin, worauf diese es mit großen Augen in ihr Loch zog und verschlang. Ich dachte mir, jetzt hat die Alte eh schon so wenig, und ausgerechnet sie hat mit dem Kätzchen Mitgefühl! Da bekam ich Mitgefühl mit beiden und gab der Bettlerin Geld.
Szenenwechsel: Wir fahren seit zwei Tagen durch die endlose Welt der Olivenplantagen. Selbst in Andalusien hört dieses, in Reihen gepflanzte, industrialisierte Endlosolivenbaumsortiment nicht auf. In Italien oder in Griechenland ist ein Olivenbaum ja fast schon was Heiliges. Hier stehen teilweise Jahrhunderte alte Olivenbäume und ich glaube nicht, dass diese hier als heilig wahrgenommen werden. Ich stelle mir vor, wie die Maschinen durch die Heine fahren und die Oliven von den Bäumen reißen, damit ich sie, in Gläsern verpackt oder als Öl gepresst, essen kann. Ich habe wirklich Mitleid mit diesen Kreaturen und weiß jetzt endlich, woher die spanische Olive stammt, die ich im Supermarkt kaufe. Ob mir das gefällt, weiß ich allerdings nicht mehr so genau…
(Hinweis: das Bild das ich poste, ist kein Olivenbaum und kein Olivenhain)
Tagesetappe: 21.07.2012
Tag | Höhe ↑ (in m) | Höhe ↓ (in m) | Strecke (in km) |
---|---|---|---|
21.07.2012 | 529 | 1.070 | 73,63 |
Nachtrag zum Beitrag „Mitgefühl und Mitleid“
Mein Mitleid mit den Olivenbäumen hat sich etwas niviliert. Wir sprachen mit den Einheimischen dieser Stadt. Einer von ihnen arbeitete auf Ibiza, er sprach ein wenig deutsch. Er meinte, dass die Arbeitslosigkeit speziell bei den jungen Leuten ein echtes Problem sei. Alle Gelder würden gekürzt und die Häuslebauer, junge Familien, könnten die Schulden nicht bezahlen.
Toni meinte, naja, aber die Oliven würden doch Arbeit bringen. Ja, meinte er, aber dieses Jahr hätten sie zum Beispiel ganz wenige Oliven, denn die Sonne schien im April und Mai so heftig, dass die noch kleinen unreifen Oliven abgefallen seien.
Oh Mann, das finde ich dann wirklich hart. Wenn man von der „Natur“ gar abhängig ist und dann kein Geld verdienen kann, das ist bitter. Ich glaube, ich kaufe weiterhin spanische Oliven und habe nicht mehr ganz so viel Mitleid mit den Bäumen…