Nicht mein Tag – oder doch?

Eigentlich fing alles so gut an. Unsere Bar am Kloster, in der wir gestern herrlichen Kuchen gegessen hatten, hatte morgens wider Erwartens geöffnet. Dann durchfuhren wir herrliche Natur, mit Aufstieg nicht ohne, aber wunderbar. Und erst die Abfahrt nach Soller – für jeden Radfahrer fantastisch genussvoll!

Los ging es erst mittags, als kurz vor Soller ein – völlig unentspannter – Tourist mit seinem Land Rover im Kreisverkehr (ich hatte Vorfahrt), statt auf die Bremse, auf die Hupe drückte, so dass ich schier tot vom Rad fiel. Ich blieb vor ihm stehen und beschimpfte ihn, aber wie! Er wurde ganz klein hinter seinem Lenkrad.

Mit diesem Adrenalinkick schlotterte ich mich auf dem Velo durch das von Touristen völlig überschwemmte Soller.

Ein leeres Lokal etwas außerhalb schien für die Rast ideal. Da maulte der Kellner zuerst, dass er die Menükarte bringen musste und dann maulte er uns an, wir hätten doch gefälligst näher am Lokal statt im Garten zu sitzen, wenn wir schon speisen wollten, er müsse sonst ZWEI Meter weiter laufen. (Ich wollte einfach nah bei den Rädern sein, bei der Touristenmasse hier). Ey, ich glaub, ich war noch nie in meinem Leben so wütend! Wir verließen das Lokal auf dem Fuße wieder, ohne Bestellung, ohne Essen.

Nachdem wir dann die unendlich großen Berge hochfuhren (Toni fands immer noch toller) war für mich die herrliche Landschaft, die Aussichten und das Meer gestorben. Oben auf der höchten Stelle bekam ich einen Heulanfall. Super. Ich glaube, ich werde noch bekloppt werden auf dieser Insel.

Das nächste Desaster: kein Hotel unter 400 Euro in Valdemossa. So blieb uns nichts, als nach Palma zu radeln. Das war aber kein Problem mehr, freier Fall nach unten. Nach einem Fehlgriff, einem Hotel, das uns für teures Geld verkauft werden wollte, fanden wir doch noch ein ruhiges Hotel inmitten der Altstadt. Die österreichische! Rezeptionistin empfahl uns ein super Lokal, 50 Meter um die Ecke – Herrlichstes Essen, supernetter Service, alles perfekt.

Jetzt bin ich versöhnt mit dem Tag und kann stolz sagen, dass wir 1300 Höhenmeter bewältigt haben. Die Aussicht muss ich aber im Nachhinein mit Euch mit den Bildern aus der Bildergalerie genießen. Gute Nacht allerseits!

Unser Fazit zu Mallorca

Eines vorweg: Unsere Erlebnisse sind subjektiv und auf uns bezogen. Wenn wir etwas empfinden, so gilt das auf keinen Fall für jeden. Unser Tagesinhalt ist persönlich und unmöglich übertragbar. Darum bitte ich auch, sich nicht in irgendeiner Form angesprochen oder gar angegriffen zu fühlen. So erlaube ich mir, meine eigene Meinung über diese Ferieninsel kundzutun.

Zum Thema Radfahren: Es gibt, außer in Palma, (da sind sie vergoldet) keine extra Fahrradwege, so wie es bei uns in Deutschland der Fall ist. Auf dem Flachland sind ruhige Landstraßen vorzufinden, die einen Radwegweiser haben. Wem die unzähligen Mietautos beim Radfahren nicht stören, der kann durchaus auf seine Kosten kommen. Herrliche Auffahrten, nicht zu steil, und lange Abfahrten machen die Insellandschaft zu einem tollen Fahrraderlebnis, besonders im Norden.

Wenn ich noch einmal kommen würde, dann mit Flieger und Velo und die Insel mit dem Rad abfahren. Eine Rundreise über zehn Tage, gepaart mit Ausflügen an gute Strände, denke ich, könnte sehr erholsam sein. In einem Konvoi hinter 20 andren Ferienautos herzufahren, das wäre nichts für mich.

Palma Stadt hat seinen Reiz, heute zum Beispiel, an einem normalen Wochentag, war die Stadt sehr symphatisch anzusehen. Mir persönlich ist die Insel zu klein, mir wäre nach den zehn Tagen langweilig, wieder zu kommen, vielleicht fehlt mir dazu das Menschliche zu sehr. Mallorca muss man aber kennen, um zu wissen, wo man freundlich bedient, wo man nicht abgezockt wird, wo es was Gutes zu essen gibt und wo schöne nicht überteuerte Zimmer zu finden sind.

Eventuell wäre eine andere Reisezeit angenehmer, kann mir aber vorstellen, dass hier latent zu viele Urlauber Erholung suchen.

Kunst und Kultur konnten wir nachlesen, entdecken und erleben konnten wir sie auf unserer Radreise nicht wirklich. Auf Mallorca ist eben nichts dem gewissen Zufall überlassen. Wenn man richtig viel Budget hat, kann man vielleicht auch hier richtig viel genießen, gut essen und tief erleben und auch mal daneben tappen.

Fehl am Platze ist man, wenn man Ursprünglichkeit, katalanische Gastfreundschaft oder Einsamkeit sucht. Selbst die im Reiseführer beschriebenen „einsamen“ Klöster sind überlaufen und haben nichts mit den z. B. beschaulichen umbrischen Santuarios in Italien gemein.

Gewinnen kann man, wenn man in seinem Urlaub Menschen verschiedenster Nationen kennen lernen und sich vergnügen will. Auch das Autofahren wird professionell angeboten und betrieben, heißt also, bequem und individuell über die Insel kommen.

Golfen kann man angeblich wie im Paradies, wir spielen nicht. Vielleicht wäre der heimische Platz in Gerolsbach auch für ein Spielchen genug und man müsste nicht den 799sten Flieger hier landen lassen…

Ja ja Valencia

Tolle Stadt muss ich sagen! Wir sind total überrascht, wie schön es hier ist. Alte Gebäude, hergerichtete Hafenhallen, quirliges Abendleben. Würde sich lohnen, länger zu bleiben!

Weitenkoller

Nach der bedrückenden Enge auf Mallorca ist es hier bedrückend weit. Ich komme mir ganz schön verloren vor, nichts als kahle Felder, rausgestampfte Städte, Steppe, karges Gebiet. Unser Hostel ist gleichermaßen karg. Wir stehen an der Grenze zu Andalusien und ich hoffe innigste, dass es landschaftlich reizvoller wird. So karg hätte ich es nun wirklich nicht erwartet, das spanische Innenland. Ein Trost: es ist superflach hier.

Abends irgendwo in Spanien

Es ist wirklich erstaunlich natürlich hier. Menschen total nett, Essen leckerst und obendrauf gibt es ein kostenloses Xylophonkonzert abends um 23 Uhr auf dem Stadtplatz, irgendwo in Spanien – ohne Touristen fühlt es sich an, wie Aichach, nur wärmer!

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Stell dir vor…

…schalte mal den Backofen ein, dreh das Ding auf 50°C. Dann steck deine Hand rein. Stell dir nun vor, dein ganzer Körper wird von dieser Hitze umgeben. Dann stell dir weiter vor, du sitzt auf einem Fahrrad mit 20 kg Gepäck drauf. Vor dir eine frisch geteerte Straße, schwarz wie die Nacht, sie riecht nach Teer, links und rechts kein Baum, nur endlos scheinende abgeerntete Felder. Die Sonne scheint gnadenlos vom Himmel, Gegenwind peitscht die dürren Sträucher an der Seite.

Die Straße ist kerzengerade, endlose Kilometer lang, man sieht das vermeintliche Ende flimmern. Und da fährst du dahin. Der Wind weht dir immer wieder Backofengluthitze um den Körper. Und dann kommst Du in den Takt. Du bist irgendwann eins mit dem Velo. Du hast ja den ganzen Tag Zeit, diese Straße zu fahren, nichts andres musst du tun, außer treten. Das Rad schnurrt dahin und eigentlich ist es Irrsinn. Ja, so fahren kann irrsinnig ! glücklich machen. Denn ich möchte gerade nirgendwo anders sein. Kannst du dir das vorstellen?

Unglaublich heiß

hier, irgendwo in Andalusien, dass sogar die Vorhersage nicht stimmt! Sind schon in unserer Pension und der freundliche Wirt hat uns ein weiteres Feierabendbier spendiert, das konnten wir nicht abschlagen – das wirkt bei der Hitz! Ist zum Glück kein bayerisches Bier – Wir könnten ein bisschen Wärme abtreten…

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