Immer auf der sicheren Seite

Ich radle durch eine atemberaubende Landschaft, sehe gigantische Bergmassive, uralte Dörfchen und Häuser. Weiße Steine, die vom Fluss ausgespült werden, Brücken, die über die Flüsse führen. Schön haben sie es, die italienischen Schweizer. Dafür merkt man von den Menschen, die hier leben, gar nichts. Wie ausgestorben ist es in den Städtchen, kein Mensch scheint da zu sein. Manches wirkt verlassen, heruntergekommen. Komisch. Ich dachte immer, den Schweizern geht’s gut? Vielleicht täuscht der Eindruck ja.

Allerdings verstehe ich den Patriotismus der Italienischen Schweizer mit den Italienern dann doch nicht so ganz. Wenn man von ihnen was mitbekommt, dann ist es knapp am Radel vorbeifahren, hupen und aus dem Auto oder dem Motorrad (Schweizer Autonummern) die Faust ballen und brüllen „Forza Italia“. Nun, die haben den Schweizer Franken und können leicht zu Italiens Fußballmannschaft halten, wo sie doch selber, als Schweizer nicht mal qualifiziert sind. Es ist ja doch so leicht, auf der sicheren Seite zu stehen, kein Risiko eingehen.

Ich erinnere mich an Gespräche mit vielen Südtirolern, die doch so gerne Österreich oder Deutschlandd zugehören wollten. Sie leiden unter Italiens Zustand. Da ist nichts von Einigkeit mit Italien zu spüren.

Vielleicht ist es ja so, dass die Freundschaft bei Geld anfängt und beim (Fußball)Spiel aufhört?

Oje

Heute hatte ich kein Sitzfleisch. Ich konnte einfach nicht auf dem Allerwertesten sitzen und geigen. Es ist heiß, nein, schwül und ich merke jetzt jeden Kilometer, besonders Bergauf. Ob das noch der Gotthard ist? Ich denke schon. Vielleicht lags aber auch an dem schlechten Schlaf, es war einfach zu heiß in diesem Alkoven.

Ich vergaß doch glatt, dass man neben exzellenter Kondition auch Disziplin auf so eine Radreise mitbringen muss. Ich hätte doch einmal mehr den Obergriesbacher Berg mit Toni radeln sollen, dort wo meine Coiffeuren, Frau Schikinger wohnt, statt außenherum flach auf dem Radweg in den Ort reinzufahren.

Nachher ist man eben immer schlauer…

Hochmut kommt vor dem Fall

Ganz ruhig ist es hier und die Italiener haben sich spätestens nach dem 3:0 aus der Bar geschlichen…Warum bloß?? Jedenfalls werden wir – nach dem trotzdem abgefackelten Feuerwerk – ruhig schlafen können. Wir wünschen allen daheimgebliebenen eine geruhsame Nacht!

Ruhetag?

Nun, heute sollte eigentlich ein Ruhetag sein, für mich, für Toni. Hans fährt uns, damit wir weiterkommen, aber dennoch ausruhen können. Hans verlässt uns am Mittwoch schon, darum war es eigentlich eine gute Idee, bei sinflutartigem Regen im Wohnmobil ein paar sinnlose Flachlandkilometer hinzulegen.

Toni hat gestern den Plan geändert, so lassen wir die Côte d´ Azur sausen (schnüff) und verzichten aufgrund der bergigen und touristischen Landküste auf diesen Streifen Italiens und Frankreichs.

Dafür sollte uns der Weg über die 3000 Meter! hohen Berge führen (Bergziege). Aber, weit und breit kein Campingplatz in Sicht.

Zimmer gibt es nur im Winter, also müssen wir weiterfahren (Ich fahre, weil Hans zu müde ist). Umdrehen ist sinnlos, denken wir. Wir verpassen eine schöne Abfahrt nach der anderen, kein Camping, kein Stellplatz.

Zut, würde der Franzose sagen. Tonis Gesicht verfinsterte sich zusehends an diesem Tag, wo doch Radfahren seine Passion ist.

Letztendlich sind wir schneller als uns lieb ist, in Frankreich gelandet. Und jetzt muss ich meine neu erlenten Französichkenntnisse hervorkramen. Es funktioniert ganz gut!

Okay, wir waren zwar noch nicht Abendessen, aber das mit dem Campingplatz habe ich schon mal hingekriegt.

Bonjour France

Wow das hätte ich nicht gedacht! Was sind die Franzosen aber nett! Nach den grummligen Schweizitalienern und den frustrierten Italienern eine echte Überraschung. Wo doch alle noch gesagt hatten Franzosen seien arrogant – Null Niente No! Se Bon!

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