Das andere Mallorca

Nach unserer gestrigen Ankunft in Palma war uns klar: wir müssen uns etwas überlegen, damit es so nicht weiter geht. Unsere Kulturradreise soll Spaß machen und wir sind ja nicht berufene Urlaubskritiker, die ständig am nörgeln sein wollen. Also holten wir gleich an der Bar Auskunft ein, wo es ruhigere, ursprünglichere Plätze geben könnte, wo wir Rast und Ruhe finden würden und ein bisschen original Mallorca atmen könnten, was immer man darunter verstehen mag.

Bei starkem Gegenwind und viel Staub zwischen den Zähnen kamen wir an – und, oh welch friedliche Oase – quartierten wir uns für zwei Tage fast mitten auf Mallorca in einem kleinen Hotel ein. Ein deutsches Ehepaar führt dieses entzückende Haus – das einem Winzer bis Mitte der Neunziger gehörte – mit einigen Zimmern bzw. Appartements, einem Pool, einem ehemaligen Weinkeller mit riesigen Weinfässern und einem ruhigen Orangengarten.

Abends waren wir in einem landestypischen Restaurant essen. Die Preise sind hier vollkommen okay, das Essen nun wirklich Geschmacksache. Ich finde das Mittag- bzw. Abendessen – bis jetzt – seit der spanischen Grenze allgemein zu fettig und zu lange gekocht, und mit zu wenig Abwechslung zubereitet. Die italienische oder türkische Küche hat für mich unendlich mehr zu bieten. Das ist aber meine ganz persönliche Meinung und beim Essen scheiden bekanntlich sich sämtliche Geister.

(Kleine wahre Geschichte: In Istanbul sagte einmal eine Schwedin zu mir, dass es in der Türkei nichts Gescheites zu essen gäbe, alles sei so ohne Geschmack, das Fleisch schmecke nach Fleisch, grässlich so ohne Soße und der Salat nur mit Zitrone und Olivenöl angemacht, igitt, und alles ohne Ketchup und Mayo!!)

Ob dies das original Mallorca ist, bezweifle ich stark. Es ist in jedem Falle – für uns persönlich –sehr sehr angenehm, erholsam und schöner als die Strände der Insel.

Mit dem Fahrrad ist es einem verwehrt, die letzte Ecke zu erkunden, wo es noch ursprünglich geblieben sein sollte, man kann nicht einfach von A nach B düsen und dieses oder jenes tolle Lokal ausprobieren, keine Bauernmärkte am anderen Ende besuchen, keinen einsamen Strand, 45 km entfernt. Man muss mit dem erlebten Ausschnitt an der definierten Strecke leben und sich fragen: wieso schaffen es die Spanier nicht, den Tourismus, herzliche Gastfreundschaft, und eine gewisse Ursprünglichkeit gleichermaßen anzubieten? Sind wir Deutschen die besseren Spanier?