Tirana, die Hauptstadt

Gestern abend haben wir uns noch die Innenstadt von Tirana angesehen. Zugegeben, die Vorstadt ist hässlich, doch der Kern der Stadt ist wirklich sehenswert. Der Kommunismus hat seine Spuren hinterlassen, wie man an den Bauwerken deutlich sehen kann. Aber auch bei den Menschen ist das nicht spurlos vorbeigegangen. Sie sind hilflos, was Lösungen von Problemen betrifft. Wenn man sie nach etwas fragt, gibt es eben nur einen Weg und keinen anderen.
Es ist wirklich erstaunlich, was hier passiert ist, in nur 10-15 Jahren! Wenn man bedenkt, wie arm die Leute dran waren und gleich nach Italien flüchten mussten, aus lauter Hungersnot. Jetzt mutet es hier wirklich europäisch an, riesen Autos fahren umher, man kriegt alles zu kaufen, feine Läden entstehen, der Beton wird beseitigt und den Esel vor dem Karren gibt es nur ganz selten und auf dem Land zu sehen.
Im Gegensatz zu Skadar, der Stadt nahe der Grenze zu Montenegro, ist Tirana viel sauberer und schöner. Die Leute wühlen hier nicht im Müll oder zünden die Mülltonnen an.
Was mir persönlich noch aufgefallen ist: Die Religionsfreiheit ist toll! Neben dem Muezzin, der von der Moschee singt, bimmelt die christliche Glocke vom Kirchturm daneben. So etwas findet man in der Türkei zum Beispiel nicht.
Wir sind jedenfalls positiv überrascht von Albanien und dessen Bewohnern.


Krrabe-Paß und Backofental Elbasan

Das mit den Bergen hört wohl nie auf. Direkt hinter Tirana geht es ca. 700 Höhenmeter nach oben – in die Albanischen Alpen – über den sogenannten Krrabe-Paß. Unendlich viele Haarnadelkurven haben uns viel Kraft gekostet.
Belohnt wurden wir durch eine gigantische Aussicht links und rechts der Paß-Straße.
Belohnt wurden wir zudem mit einer ca. 20 km langen Bergabfahrt mit herrlichem Rundblick.
Überall am Straßenrand wird lecker Obst und allerlei verkauft. Die Kinder winken uns zu und wir winken zurück.
Aber dann erreichen wir das Tal von Elbasan. Eine Gluthitze. Als ob jemand den Backofen auszuschalten vergessen hatte.
Unglaublich. Wir strengen uns an und schwitzen ohnegleichen.
Es geht sanft bergauf – und es ist bullenheiß.
Wir fahren nun auf das Dreiländereck Albanien – Mazedonien – Griechenland zu.
Morgen kommen wir dann hoffentlich am Ohrid-See an und können ein kühles Bad nehmen. Der See liegt laut unserem Plan auf etwa 600 Höhenmeter und wir freuen uns schon jetzt auf die Abkühlung.

Hitze und heiße Leute

Völlig geschafft bin ich heute – die Hitze war unheimlich. Heute ist sowieso alles unheimlich für mich gewesen. Ich habe mich geängstigt, vor dem Verkehr, vor den Leuten, vor was weiß ich was. Das hat mich gleich selber aufgeregt. Aber so wars. Jetzt haben wir Zeit, ein wenig zu ruhen, aber wirklich kühler ist es nicht. Klimaanlage gibts auch nicht und wir wohnen in einem Rohbau. Das Zimmer aber ist ausgebaut und sauber.
Dafür hatten wir heute heiße Begegnungen mit Albanern. Da war der Mann vom Imbissstand an der Straße. Nachdem er uns Salat und Toast serviert hatte, hat er uns Wasser unter den Tisch gegossen, damits kühler wird. Vom „Montagna“ sagte er. Dann musste ich 50! klitzekleine Fotos auf seinem Handy begutachten – Familie ist hier das Wichtigste. Bilder von seiner Frau, seinen vier Kindern und vom Haus bekam ich zu sehen. Alle 50 musste ich anschauen, mit Nicken und „super“ bekräftigte ich jedes Bild. Darüber hinaus vergaß er seinen Imbissstand, wo ca. 10 Jungs anstanden, und ungeduldig warten mussten – es war ihm egal.
Die zweite heiße Begegnung hatten wir gerade am Bahnhof von hier. Wir sahen zu, wie einige Männer Wagons an den Gleisen rangierten. Eine urururualte Lok aus der Tschechei – unglaublich dass das Ding noch fährt. Die Männer, so an die 50, coachten das Manöver. Direkt vor uns parkten sie dann die Lok und einer sprach ein paar Brocken englisch. Er meinte: „Germany in Europe Number 1“. Greece rotto, Montenegro, Italia, Makedonia, rotto!!
Und er erzählte noch, wieviele Kinder er hatte. Dann verabschiedeten sich alle vier mit der dampfenden Lok und einem nimmer enden wollenden „Mirjepafshim, Mirjepafshim“ und sie winkten und tuteten aus ihrer Lok noch von Weitem.
Leider hatten wir den Fotoapparat nicht dabei. Aber es hat mich sehr berührt, und darum erwähne ich es.

Tagesetappe: 14.08.2010

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
14.08.2010 1.074 975 76,75