Toni hatte eine Seite zuwenig an Karten dabei, so mussten wir jetzt mangels Kenntnis der Gegend teils die Bundesstraße nutzen. Was ich nicht verstehe, warum die Catalanen den LKWs nicht verbieten, diese zu nutzen. Statt auf der schönen Autobahn nebenan (kost ja was) donnern sie an uns vorbei. Ein bisschen Masochist muss man auch sein auf so einer Reise…Außerdem fehlte die Zeit fürs Dali-Museum, schnüff. Die Zeit opferten wir, damit wir mit Euch verbunden sein können, spanisches Internet. Ich komm mal wieder und dann seh ichs mir an!
Archiv des Autors: simone
Der Glaube versetzt Berge
Heute morgen, gestärkt nach einem super spanischem Frühstück (die Croissants waren nicht so lecker wie in France, die Spanier und alle andren auf der Welt bringen die nicht so hin, wie die Franzosen!) glaubte ich, wir würden Rückenwind haben. Hatten wir aber nicht. Dann glaubte ich, eine ruhige Nebenstrecke fahren zu können, fuhren wir aber nicht. Dann glaubte ich, einen Salat zu bekommen, bekam aber stattdessen eine Art Wurstsalat.
Desweiteren glaubte ich, wir würden flach ans Meer fahren, nein! Bergauf bei großer Hitze waren meine „Glaubensquittung“. Dann glaubte ich fest an des Spaniers Radwegausschilderung. Auch das musste leider in einem Strohfeld enden. Ach ja, und ich glaubte, wir schaffen es noch bis zum Meer. Pah! Von wegen.
Und wie ihr auf dem Bild seht, dem glaubte ich auch noch und habe einen Euro gespendet. Was meint Ihr, ob ich da auch was falsches geglaubt hab?
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Gestern fühlten wir uns verloren…
…vielleicht lags an der Fahrerei, an den nervigen Straßen, am Zickzack, am Durchpoltern auf den gekieselten Radwegen. Dann im Hostel nur eine kalte Dusche, uns hast so auch schon gefroren. Es war nicht so warm am Abend und wir hatten auch noch kalte Getränke zu uns genommen. Toni und ich froren wie Schneider, gleichzeitig saßen wir mit hochroten Köpfen da und waren traurig.
Der Blick auf die Karten ließen auch alle Hoffnung auf gute Straßenführung schwinden, sooft wir auch die Straßen auf der Karte verfolgten, sie enden einfach immer im Nirgendwo. Entweder wir fahren die Bundesstraßen oder das Zicke Zacke geht bis Barcelona so weiter.
Ja und dann kam unsere Herbergswirtin, eine Frau in den 60gern, rundlich, und total sympathisch, eine Mama eben, aber souverän. Sie kochte für uns katalanisch und es war so lecker. Heimelig wurde es uns, als wir ihr ins Gesicht geblickt haben. Wir haben uns regelrecht hochziehen können.
Als sie dann auch noch ihre Geschichte erzählte, kamen wir ins Staunen. Sie übernahm diesen Betrieb wohl von ihren Eltern, das Bild stammt von 1949, lustig, wie sie alle da stehen, glücklich hinterm Tresen. So ist es hier auch heute noch. Sie wirkt glücklich und nichts anderes würde sie tun wollen, ihren Betrieb führen. Ein kleiner Stern am Himmel, wenn es trostlos ist…
Es ist laut, stinkt und nervt
Auf der Fähre nach Mallorca
Zuerst waren wir unentschlossen, es waren nur Kabinen am Samstag frei. Wir überlegten zulange und dann waren die Kabinen auch Samstags weg. Jetzt sitzen wir zwischen einer Horde halbwüchsiger kreischender Spanierkinder und schlagen uns die Nacht um die Ohren. Adios Barcelonawahnsinn, willkommen Mallorcahölle
Hier bist du Tourist, hier darfst du es sein
Nur weg, weg aus Barcelona – das war unser Gefühl von dieser, an sich sehr schönen, aber tosenden Stadt, mit tollen Sehenswürdigkeiten. Sie ist leider übervölkert von Touristen, wie wir es sind, ja, wir gehören zweifellos dazu. Barcelona ist zur Zeit zu angesagt auf der Welt, vielleicht sind die Flüge zu billig? Viele dubiose Menschen sind auch hier, Schnorrer, Verwahrloste und gar finster dreinblickende Gestalten runden das touristische „ichbinhipweilichinbarcelonashoppenbin“ ab. Mir ist nicht wohl um unser Hab und Gut, alles wird genau inspiziert, aber nicht gefragt.
Es führen Rolltreppen! zu den höhergelegenen Sehenswürdigkeiten, damit auch ALLE wirklich sich vom Auto aus, da hin rollen lassen können. Das Essen schmeckt nicht, wir bezahlen viel zu viel für den Mist, den wir uns bestellen. Ja, Himmi, muss ich denn erst Insider sein und tausendmal hierherkommen, um was Gescheites zum Essen zu bekommen, verdammt? Ich bin echt langsam sauer auf Spanien, Katalanien oder was auch immer. Null Authenzität, Freundlichkeit? Nein Danke! Wo sind die netten Spanier? Hier jedenfalls nicht! Nichts und niemand ist menschlich, freundlich oder herzlich.
Später, auf der Fähre dachten wir, hoffentlich ist Mallorca groß genug, um all die tausend Touristen, Autos und Lastwägen aufzunehmen, die da über Nacht mit uns mit hinüberschippern. Wegen des Seegangs hörte es sich unten im Frachtraum an, als ob ein Lastwagen aus der Verankerung gerutscht war, und hin- und herfuhr. Die Horde Jugendlicher klampften in miesen Akkorden bis tief in die Nacht auf ihrer Gitarre. Wie nach einer Neutronenbombe lagen nach einiger Zeit viele leblose Körper um mich herum. Irgendwie konnte ich dann doch noch ein wenig Schlaf finden und eh ich es mich versah, legten wir bei ruhiger See in Palma an.
Ich nehme zuerst wahr, dass es hier eine gute Luft hat, mediterran und leicht feucht. Wir fahren, noch recht verschlafen, in die Innenstadt von Palma. Wir können nur ahnen, was sich hier Nacht für Nacht abspielt. Es riecht auf der Promenade weitläufig nach Urin, nach Alkohol und alles ist voller Bierdosen, Glassplittern und Nachtgeistern, die sich an Stadtpalmen entleeren oder in ihrem eigenen Mist liegen und einfach schlafen, da, wo sie umgefallen sind. Na Prost, denke ich, Gott sei Dank schlafen alle andren auch noch und wachen bitte bitte nicht auf, bis ich hier wieder abgedüst bin.
Die Hotels und Pensionen wirken aber nicht billig, wie z. B. in Loret de Mar, es wird mehr Wert auf Outfit gelegt. Die alte Innenstadt ist super, wie ich finde, menschenleer, angenehm – noch. Und bis auf den Kutscher, der mich beinahe einfach umgefahren hätte, weil sein Parkplatz dort war, wo ich den Dom fotografieren wollte, war alles in Ordnung.
Nach dem Frühstück in einer Bar fuhren wir kilometerweit am weitläufigen Strand mit tiefblauem Wasser entlang. Es wurde emsig aufgeräumt und die Reste der Vergangenheit weggewaschen, aufgerüstet für den nächsten heutigen Kampftag.
Auf dem schönen Radweg, durch den Ballermann am tiefblauen Wasser, vorbei an Hotels und Plastikluftmatratzenbergen fahrend, stelle ich mir vor, wie es hier Nachmittags und Abends wohl ist. Ich empfinde es hier im Momentokay. Vielleicht liegts am schlechten Schlaf, dass mir solche Gedanken in den Sinn kommen oder liegt es am professionell aufgemachten Tourismus, dass ich mir denke: Hier bist du Tourist, hier darfst Du es sein!
Das andere Mallorca
Nach unserer gestrigen Ankunft in Palma war uns klar: wir müssen uns etwas überlegen, damit es so nicht weiter geht. Unsere Kulturradreise soll Spaß machen und wir sind ja nicht berufene Urlaubskritiker, die ständig am nörgeln sein wollen. Also holten wir gleich an der Bar Auskunft ein, wo es ruhigere, ursprünglichere Plätze geben könnte, wo wir Rast und Ruhe finden würden und ein bisschen original Mallorca atmen könnten, was immer man darunter verstehen mag.
Bei starkem Gegenwind und viel Staub zwischen den Zähnen kamen wir an – und, oh welch friedliche Oase – quartierten wir uns für zwei Tage fast mitten auf Mallorca in einem kleinen Hotel ein. Ein deutsches Ehepaar führt dieses entzückende Haus – das einem Winzer bis Mitte der Neunziger gehörte – mit einigen Zimmern bzw. Appartements, einem Pool, einem ehemaligen Weinkeller mit riesigen Weinfässern und einem ruhigen Orangengarten.
Abends waren wir in einem landestypischen Restaurant essen. Die Preise sind hier vollkommen okay, das Essen nun wirklich Geschmacksache. Ich finde das Mittag- bzw. Abendessen – bis jetzt – seit der spanischen Grenze allgemein zu fettig und zu lange gekocht, und mit zu wenig Abwechslung zubereitet. Die italienische oder türkische Küche hat für mich unendlich mehr zu bieten. Das ist aber meine ganz persönliche Meinung und beim Essen scheiden bekanntlich sich sämtliche Geister.
(Kleine wahre Geschichte: In Istanbul sagte einmal eine Schwedin zu mir, dass es in der Türkei nichts Gescheites zu essen gäbe, alles sei so ohne Geschmack, das Fleisch schmecke nach Fleisch, grässlich so ohne Soße und der Salat nur mit Zitrone und Olivenöl angemacht, igitt, und alles ohne Ketchup und Mayo!!)
Ob dies das original Mallorca ist, bezweifle ich stark. Es ist in jedem Falle – für uns persönlich –sehr sehr angenehm, erholsam und schöner als die Strände der Insel.
Mit dem Fahrrad ist es einem verwehrt, die letzte Ecke zu erkunden, wo es noch ursprünglich geblieben sein sollte, man kann nicht einfach von A nach B düsen und dieses oder jenes tolle Lokal ausprobieren, keine Bauernmärkte am anderen Ende besuchen, keinen einsamen Strand, 45 km entfernt. Man muss mit dem erlebten Ausschnitt an der definierten Strecke leben und sich fragen: wieso schaffen es die Spanier nicht, den Tourismus, herzliche Gastfreundschaft, und eine gewisse Ursprünglichkeit gleichermaßen anzubieten? Sind wir Deutschen die besseren Spanier?
Verständnis
Wir durchfahren Mallorca in Richtung Norden. Das flache Land ist akribisch aufgeteilt, hier ist nichts dem Zufall überlassen, streng begrenzt, jeder hat seins. Land ist hier kostbar, klar. Gestern las ich mich in die Geschichte Mallorcas ein und habe nun ein wenig mehr Verständnis dafür, dass es auf der Insel so ist, wie es ist. Verschiedene Völkergruppen stritten sich seit jeher um diese Insel. Und jeder brachte was andres mit. Religion oder Früchte, Bäume etc. Mal gab´s Moscheen, mal wieder Kirchen, viele Kulturen und Interessen. Und bis heute ist dieses wirklich kleine Fleckchen Land heißumkämpft. Im Moment haben die Touristen die Oberhand, das steht außer Frage – 800 Maschinen täglich fliegen das Eiland an – ein Wahnsinn, wie ich persönlich finde. Mallorca wird doch völlig überbewertet. Es gibt wunderbare Landstriche auf Europas Festland, wieso zieht es gerade die Deutschen ausgerechnet hierher?
Nun, bis dato hatten wir ja nicht so viel gesehen. Als wir in die Berglandschaft eintauchen, wirds besser, natürlicher, ursprünglicher. Atemberaubende Aussichten präsentieren sich uns. Hier kommen – wen wunderts – dann doch nicht so viele Fremde an, wie an den Stränden. Die Natur hat eindeutig die Oberhand. Eine kleine saubere Straße windet sich den Berg hinan, ein paar Autos fahren langsam an uns vorbei. Die Insassen zeigen sich beeindruckt, wie wir bei der Affenhitze da überhaupt hochfahren können. (Wenn die wüßten, das 600 Höhenmeter bei 5% Steigung für uns mittlerweile eher schon ein Klacks sind…die Menschen sind nix gewohnt und stöhnen schon, wenn das Gaspedal schwerer zu drücken geht.)
Jetzt sind wir im Kloster angelangt und genießen das ehrwürdige Anwesen. Es ist wirklich schön hier. Heute Abend soll ein Knabenchor singen, wie jeden Abend übrigens. Das lassen wir uns nicht entgehen. Die Anstrengung hat sich gelohnt!