Einfach unglaublich! Du passierst die italienische Grenze bei Winterwetter, fährst um die erste Kurve und schwups ist das Wetter schön! Die Italiener begrüßen uns herzlich mit ‚Buon Giorrrno!‘ Sie haben offensichtlich nicht nur die Sonne im Herzen…
Archiv des Autors: simone
Ich wollte nicht erfrieren…
…drum bin ich gefahren, was das Zeug hält – jetzt liege ich völlig entkräftet in unserem Zimmer. Schreiben geht noch. Alles andere wird schwer. Ich habe mir die ganze Zeit beim Fahren darüber den Kopf zerbrochen, wieso alles immer so schlimm ist. Vieles liegt wirklich am schlechten Wetter. Ich bin wie ausgewechselt, seit die Sonne mich anstrahlt.
Ich liebe Obergriesbach. Aber irgendwie lebt sichs doch einfacher, wenn man in einem Land unterwegs ist, wo man potenziell nicht erfrieren muss, wenn man mal kein Dach überm Kopf hat!
Fahrtvideo von Toni
Fescher Bursche, mein Toni, nicht wahr?
Nach 7 Tagen Meer in Sicht
Alpenüberquerung – Fazit
Nun sind wir seit 1 Woche unterwegs und haben die Berge hinter uns. Wir sitzen in Triest im Waschsalon und bringen unsere Klamotten auf Vordermann.
Unsere Gedanken gehen zurück auf die schon hinter uns liegende Strecke: Von München aus zum Tegernsee, dann der Schliersee, der Ursprungpass und hinunter nach Kufstein. Von dort weiter nach St. Johann in Tirol und im Tal bleibend über Fieberbrunn nach Saalfelden. Dann sind wir über Zell am See nach Bruck und damit an den Fuß des Großglockners gekommen.
Über diese sehr anstrengende Großglocknerstraße kamen wir dann nach Heiligenblut, dann über den Iselsberg und kurz vor Lienz sind wir in Richtung Oberdrauburg gefahren. Anschließend noch 2 kleine Pässe und wir waren in Italien. Dort haben wir die Bundesstraße gewählt und sind über Tolmezzo nach Udine und von dort aus nach Triest gekommen.
Morgen geht es weiter – über ein kurzes Stück Slowenien gelangen wir dann nach Kroatien, wo wir auf die Insel Cres fahren werden.
Fazit der ersten Woche: Wir wollten es bis Udine schaffen und sind nun doch gut 70 km weitergekommen als gedacht. Das macht uns froh und so werden wir munter weiterstrampeln… Und wir hoffen, ihr seid auch in den kommenden Tagen und Wochen wieder dabei.
Der Allerwerteste
Die Mutter aller Fragen beim Radfahren: wie gehts eigentlich dem Allerwertesten?
Unsere Antwort nach 1 Woche und ca. 500km: prima!
Ganz im Ernst – wir haben einen tollen Sattel – mit Lüftungsschlitz in der Mitte. Das macht das Sitzen sehr angenehm, weil wir eben nicht so dramatisch schwitzen. Der Sattel „zieht“ vorne die Luft ein und zwischen den beiden Sitzschenkeln kommt diese wieder raus.
Zudem haben wir natürlich perfekt gepolsterte Fahrradhosen und so fühlen wir uns derzeit noch sehr wohl…. 🙂
Warum fährst du nach Istanbul?
Toni hat mich heute während der Reise gefragt, wieso ich nach Istanbul mit dem Fahrrad fahre. Ich habe eigentlich nie hinterfragt, wieso ich es tun will. Aber heute auf dem Rad konnte ich es tun. Ja, warum macht man so etwas? Ist es nicht sinnlos, so etwas zu tun? Zuerst dache ich mir das. Dann fiel mir ein, dass ich in einem Kommentar gelesen habe, dass jemand, der nicht außer Haus kann, unsere Reise mitleben kann. Dann inspirieren wir offensichtlich viele Menschen, etwas zu tun, was sie schon lange einmal tun wollen.
Das ist die eine Sache. Die andere ist die, dass ich wirklich daran interessiert bin, wie sich die Unterschiede der einzelnen Länder anfühlen. Ja sogar innerhalb eines Landes ist der Unterschied zu spüren. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, bewegt man sich langsamer und hat bessere Antennen dafür. Da ist zum Beispiel das elegante Udine mit all den schönen Frauen, gestylt, schlank, reich. Tolle Boutiquen und alte gut renovierte Häuser. In Triest sind die Menschen vom Aussehen her schon sehr slavisch, blond, eher pragmatisch gekleidet. Die Innenstadt ist größer, aber irgendwie scheint es, als ob die Triester sich nicht allzuviel aus Flaniermeilen machen.
Ja, und noch ein Grund, wieso ich nach Istanbul mit dem Rad fahre ist der Spruch auf unserem Monatskalender im Juli: „Wer kein Ziel im Leben hat, verläuft sich“. Der Weg nach Istanbul ist das Leben. Das Ziel braucht man, um auf dem Weg zu sein, und um sich nicht zu verlaufen.
Mensch des Tages: 31.7
Mensch des Tages: 1.8.
Der Mensch des heutigen Tages heißt Giorgo und wir haben ihn in Triest getroffen. Er war vor über 45 Jahren in Berlin in der Gastronomie tätig und seither liebt er die Deutschen und deren Sprache. Sein Sohn wohnt in München. Wir konnten uns wunderbar in deutscher Sprache unterhalten – und das, obwohl er jahrelang diese Sprache nicht mehr verwendet hat.
Ohne ihn würden wir wohl jetzt noch in Triest rumkurven, weil der richtige Weg heraus gar nicht einfach zu finden ist (trotz Navigation etc.)
Nervige schwere Tagesetappe
Für mich war diese Tagesetappe nervig. Den ersten Teil aus Triest heraus musste ich schieben, unmöglich mit Gepäck den steilen Berg hoch zur Hauptstraße zu fahren. Das ging sogar soweit, dass Toni mir ein kleines Stück das Rad schieben musste.
Dann diese Straße! So viele verschiedene tote Viecherl habe ich noch nie gesehen. Verstehen kann ich es schon. Kaum sind die Italiener über ihrer eigenen Grenze, geben sie Gas. Leider gibt es auch – speziell deutsche – Motorradfahrer ohne Hirn, die einen anhupen, so kurz hinter einem und dann kreischende anfeuernde Parolen schreien. An dieser Stelle lasse ich mich nicht weiter aus.
Ich habe mich schon, wie das erlegte Eichhörnchen auf der Fahrbahn liegen sehen. Das macht mir die Nerven kaputt. Toni hingegen war ganz cool. Er meinte nur „die überfahren dich schon nicht!“. Das kommt davon, wenn man zuviel denkt und sich als Frau alle möglichen und unmöglichen Sachen ausmalt.
1000 Höhenmeter rauf bedeuten allerdings eine tolle Abfahrt wieder bis runter ans Meer. Das habe ich dann genossen, weil alle Wohnmobile und Autos wahrscheinlich in Richtung Brestova abgebogen sind – haha – ausgeschmiert, da gibts die Autofähre zur Insel Cres.
Die Kroaten sind harte Nüsse. Wir beschwatzten den Kapitän, ob er uns mitnimmt, wir hatten keine Chance. Ich hätte heulen können. Schade, Cres ist für mich mein persönliches Paradies.
Naja, ich war weder auf Krk noch kann ich mich an den Besuch auf Rab richtig erinnern, da werden wir uns die nächsten Tage tummeln. Vielleicht gibts ja noch mehr persönliche Simoneparadiese…