Befreiungsfahrt

Nach all dem üblen Wetter, haben wir heute Gas gegeben – wir wollten endlich Sonne und etwas Wärme haben.

Wir sind bei Nieselregen in Oberdrauburg gestartet und fleißig losgeradelt. Zunächst kommt der  Gailbergsattel, dann der Plöckenpass mit der italienischen Grenze. Letzterer liegt auf ca. 1360 Höhenmetern und ab dann geht es nur noch bergab. Wir hatten tatsächlich bis zur Grenze schlechtestes Wetter und dann fahren wir um die Kurve und schwups ist es aus mit Regen und trostlosem Wetter.

Von nun an sind wir nur noch talwärts geradelt – mit fröhlichem Rückenwind und es ging alles wie das berühmte Brezelbacken. Kilometer um Kilometer haben wir hinter uns gebracht und stets talwärts führte die Route. Nach einer kurzen Pause in Tolmezzo sind wir dann über den Lago di Cavazzo geradelt und immer weiter und weiter bis wir schließlich in Udine nun angekommen sind.

Übrigens immer entlang der Ölpipeline von Triest nach Ingolstadt….

Wir sind heilfroh – es hat 25 Grad Celsius – die Sonne scheint und wir freuen uns auf Bella Italia…

Ich wollte nicht erfrieren…

…drum bin ich gefahren, was das Zeug hält – jetzt liege ich völlig entkräftet in unserem Zimmer. Schreiben geht noch. Alles andere wird schwer. Ich habe mir die ganze Zeit beim Fahren darüber den Kopf zerbrochen, wieso alles immer so schlimm ist. Vieles liegt wirklich am schlechten Wetter. Ich bin wie ausgewechselt, seit die Sonne mich anstrahlt.

Ich liebe Obergriesbach. Aber irgendwie lebt sichs doch einfacher, wenn man in einem Land unterwegs ist, wo man potenziell nicht erfrieren muss, wenn man mal kein Dach überm Kopf hat!

Mensch des Tages: 30.7

… das ist die junge unbekannte Dame auf dem Foto, die uns den genialen Tipp mit der Pizzeria Odeon gegeben hat. Sie lebt in Udine, spricht ein wenig Deutsch und studiert Geschichte.

…. mmhhhh – dort war es so richtig lecker und so findet der Tag seinen perfekten Ausklang.

Tagesetappe: 30.07.2010

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
30.07.2010 1.219 1.762 111,62

Alpenüberquerung – Fazit

Nun sind wir seit 1 Woche unterwegs und haben die Berge hinter uns. Wir sitzen in Triest im Waschsalon und bringen unsere Klamotten auf Vordermann.

Unsere Gedanken gehen zurück auf die schon hinter uns liegende Strecke: Von München aus zum Tegernsee, dann der Schliersee, der Ursprungpass und hinunter nach Kufstein. Von dort weiter nach St. Johann in Tirol und im Tal bleibend über Fieberbrunn nach Saalfelden. Dann sind wir über Zell am See nach Bruck und damit an den Fuß des Großglockners gekommen.

Über diese sehr anstrengende Großglocknerstraße kamen wir dann nach Heiligenblut, dann über den Iselsberg und kurz vor Lienz sind wir in Richtung Oberdrauburg gefahren. Anschließend noch 2 kleine Pässe und wir waren in Italien. Dort haben wir die Bundesstraße gewählt und sind über Tolmezzo nach Udine und von dort aus nach Triest gekommen.

Morgen geht es weiter – über ein kurzes Stück Slowenien gelangen wir dann nach Kroatien, wo wir auf die Insel Cres fahren werden.

Fazit der ersten Woche: Wir wollten es bis Udine schaffen und sind nun doch gut 70 km weitergekommen als gedacht. Das macht uns froh und so werden wir munter weiterstrampeln… Und wir hoffen, ihr seid auch in den kommenden Tagen und Wochen wieder dabei.

Der Allerwerteste

Die Mutter aller Fragen beim Radfahren: wie gehts eigentlich dem Allerwertesten?
Unsere Antwort nach 1 Woche und ca. 500km: prima!
Ganz im Ernst – wir haben einen tollen Sattel – mit Lüftungsschlitz in der Mitte. Das macht das Sitzen sehr angenehm, weil wir eben nicht so dramatisch schwitzen. Der Sattel „zieht“ vorne die Luft ein und zwischen den beiden Sitzschenkeln kommt diese wieder raus.
Zudem haben wir natürlich perfekt gepolsterte Fahrradhosen und so fühlen wir uns derzeit noch sehr wohl…. 🙂

Warum fährst du nach Istanbul?

Toni hat mich heute während der Reise gefragt, wieso ich nach Istanbul mit dem Fahrrad fahre. Ich habe eigentlich nie hinterfragt, wieso ich es tun will. Aber heute auf dem Rad konnte ich es tun. Ja, warum macht man so etwas? Ist es nicht sinnlos, so etwas zu tun? Zuerst dache ich mir das. Dann fiel mir ein, dass ich in einem Kommentar gelesen habe, dass jemand, der nicht außer Haus kann, unsere Reise mitleben kann. Dann inspirieren wir offensichtlich viele Menschen, etwas zu tun, was sie schon lange einmal tun wollen.

Das ist die eine Sache. Die andere ist die, dass ich wirklich daran interessiert bin, wie sich die Unterschiede der einzelnen Länder anfühlen. Ja sogar innerhalb eines Landes ist der Unterschied zu spüren. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, bewegt man sich langsamer und hat bessere Antennen dafür. Da ist zum Beispiel das elegante Udine mit all den schönen Frauen, gestylt, schlank, reich. Tolle Boutiquen und alte gut renovierte Häuser. In Triest sind die Menschen vom Aussehen her schon sehr slavisch, blond, eher pragmatisch gekleidet. Die Innenstadt ist größer, aber irgendwie scheint es, als ob die Triester sich nicht allzuviel aus Flaniermeilen machen.

Ja, und noch ein Grund, wieso ich nach Istanbul mit dem Rad fahre ist der Spruch auf unserem Monatskalender im Juli: „Wer kein Ziel im Leben hat, verläuft sich“. Der Weg nach Istanbul ist das Leben. Das Ziel braucht man, um auf dem Weg zu sein, und um sich nicht zu verlaufen.