Regen und Isnail

So ist das mit einer Radreise – zumindest, wenn man sie aus Deutschland startet, den zweiten Tag unterwegs und es regnet Bindfäden hier in München. Was hat das Maskottchen nun mit dem Regen zu tun? Nun, dieses Jahr werden wir solche Sachen äußerst langsam angehen und uns nicht stressen lassen. Nicht vom Wetter, nicht von Touristenschwämmen, nicht von sonstigen Widrigkeiten. Heute werden wir uns nach langsamem Start (Es ist 9.50 Uhr und wir sind immer noch in der Pension) zunächst via Schiene Richtung Schliersee bewegen. Mal sehen, und wenn der heftige Regen aufhört, radeln wir noch ein bisschen. Also Ihr seht, das Maskottchen steht als Symbol für Entschleunigung und Entstressen.

Schönes Tirol mit Regeln

Seit zwei Nächten halten wir uns im österreichischen Bundesland Tirol auf. Die Touristenströme halten sich in Grenzen und wir beobachten stets abends, dass sich die Menschen immer noch viel von lieferando und Co das Essen liefern lassen.

Nebenbei aber haben sie in Hotels und Gasthäusern sowie Restaurants erneut die Maskenpflicht seit 1. Juli abgeschafft. Offensichtlich, um uns Touristen ein schönes Urlaubsfeeling zu vermitteln.

Allerdings ist es für uns schon befremdlich, wo wir Deutschen doch noch sehr strenge Maskenverordnungen – gerade in Gastronomie und Hotels – haben.

Gut, man muss zwar getestet geimpft oder genesen sein und den Nachweis erbringen, aber dies wird oft mehr oder weniger streng kontrolliert.

Ein gutes Gefühl haben wir, wie auch schon 2020, hier nicht. Aber was soll’s , wir vertrauen auf unsere Impfungen und hoffen, dass der gesprächige Kellner ohne Mundschutz auch eines der drei Gs hat….

Entlang der Via Claudia Augusta

Wir fahren seit Rovereto wieder auf der berühmten römischen Straße. Es gibt keine besonderen Vorkommnisse, es ist und bleibt eine Transitstrecke für Autos wie für Radfahrer durch die Berge. Mit dem Unterschied, dass der Radler sich bewegt und an der frischen Luft ist, und die schöne Landschaft hie und da genießen kann.

Die Toskana südlich von Florenz

Wir radeln von Florenz aus südwärts in Richtung Siena. Mir fällt auf, dass wir auf einer der hier unzähligen Weinstraßen fahren. Diese Straße – die SR 2 – ist völlig kaputt, was auf andauernden regen Verkehr schließen lässt. Aber die Autos, die uns überholen, bleiben heute zählbar. Wir fahren an vielen Winery-Häusern vorbei, die vorwiegend auf englisch ihre Werbeplakate präsentieren. Fast alle aber haben geschlossen, ja schauen gar verlassen aus oder werden gerade renoviert.

Ein pompöses amerikanisches Denkmal an den 2. Weltkrieg am Fluss ist zu sehen, aber niemand besucht es. Ich schließe daraus, dass hier im Süden von Florenz normalerweise vor lauter amerikanischer Weintouristen Landunter wäre, wäre da nicht das COVID-19-Virus, das die Amerikaner davon abhält, „ihre“ Toskana zu besuchen. Uns soll es recht sein. Den Italienern wahrscheinlich nicht. Jedoch, ich finde, weniger von diesem sinnlosen Übersee-Tourismus schadet weder der Landschaft, noch dem Klima oder dem Wein, noch den Gastwirten, die sich nun redlich um uns bemühen und uns überall herzlich aufnehmen.

Italiens Fieberkurve

Wir sind zwei Menschen, die Italien vor Covid-19 viel bereist haben. Schon in jungen Jahren waren wir hier oft zu Gast, nicht mit dem Fahrrad, aber wir kannten bereits viele Teile dieses Landes. Mir ist während dieser laufenden Pandemie etwas aufgefallen. Früher war es so, dass je mehr Touristen eine Region hatte, desto nerviger, lauter und quirliger waren die einheimischen ItalienerInnen. Es war, wie wenn sie gegen die Massen der Touristen anschreien, angeben, anrennen, übertönen müssten. Wie im Fieber kamen die Städte, die Regionen, die Bevölkerung nicht zur Ruhe, nicht einmal nachts um halb vier. 

Vor einem Jahr, mit fehlenden Fremden im Land, sind sie stiller geworden, die Temperatur des Temperaments war gesunken auf ein, wie ich finde, normales Niveau. Jetzt, wo alles wieder im Begriff ist, hochzufahren, merkt man, dass die Menschen wirklich genervt sind gegenüber dieser wieder steigenden Touristenwelle. Vielleicht merken sie jetzt erst, dass das Tempo zu hoch und die Touristenmassen (speziell aus Asien, Amerika und Russland) zu viel waren, zu viel werden, zu viel sind. Sowohl für das Land als auch für die Menschen. Können sie aber gar keinen anderen Weg mehr gehen, als wieder „Fieber“ zu bekommen? Oder finden sie vielleicht, dass sie nicht mehr so viel davon brauchen und trotzdem genug haben? Es bleibt spannend…

Museum in Montalcino

Wir schlendern am Nachmittag durch die kleine Altstadt von Montalcino. An einem ehemaligen Kloster angekommen, lockt uns neben der Kirche, die nicht betreten werden durfte, ein Kreuzgang an der Seite. In ihm war ein weitläufiger Shop aufgebaut, der für uns aussah wie ein Klosterladen. Wir gingen rein und grüßten die Dame an der Kasse. Als wir weiter vordrangen, folgte uns eine andere Dame, die uns ansprach, dass dies ein Museum sei und 10€ Eintritt fällig wären. 

Wir waren sehr überrascht, wollten wir doch nur in den „Klosterladen“. Also gut, so kauften wir uns die Karten mit Presserabatt und waren sehr überrascht. Wir fanden klösterliche uralte Gegenstände, Utensilien, kirchliche Gemälde und Kostbarkeiten vor. Sauber in Vitrinen oder an den Wänden ausgestellt. Es handelte sich um ein Franziskanerkloster, dass wohl nun komplett zum Museum umgestaltet wurde. Sehr schön gemacht. Muss man unbedingt besuchen, wenn man hier ist!

Das Beste aber war der „Rundflug“ mit 3D-Brille über Montalcino und die toskanischen Hügel! Faszinierend!