Vorbereitungen

Wir schreiben den 16. Mai 2014. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Vorbereitung unserer nächsten Kulturradreise. Es geht nach Lissabon, soviel wissen wir schon. Aber ich habe das Gefühl, mehr noch nicht. Wir machen uns Gedanken über die Route, die interessant sein könnte. Wir kümmern uns um die Spendenfahrt „Bürger helfen Bürger“ und wie wir sie verbinden können. Ja und natürlich unsere Ausrüstung vergessen wir auch nicht, neue Radhosen müssen her, die Schuhe werden getestet und so weiter.

Das Wetter und seine Kapriolen

Das Wetter ist mal wieder unter aller Kanone, wir kommen kaum zum trainieren. So ist es wie jedes Jahr – immer zu knapp im Voraus. Vielleicht liegt das aber auch an der Aufschieberitis, die wir offensichtlich haben, sonst hätten wir ja wie besprochen, im Januar bereits mit den Vorbereitungen anfangen können.
Aber so ist das Leben eben nicht. Es ist wie mit Weihnachten, plötzlich steht es vor der Türe und man ist jedes Jahr wieder überrascht, wie das passieren konnte.

Die Karte, die Angst macht

Bei mir ist es immer das Gleiche. Wir planen die Route, zuhause am Tisch. Der Finger huscht über die Landkarte, Strecken werden per Planer ermittelt, Städtchen für Übernachtungen ausgespäht, Kulturgüter ausgespäht, kleinere Straßen begutachtet. Es wird gestaunt, wie bergig doch die Erde ist. Dann kommst: Huch, da ist ein Fluss – oje, da kommen wir nicht drüber – eine fette Straße und keine Alternative, omei!  WAS, SO weit ist das? 100 Kilometer? An einem Tag? Und am nächsten Tag 89? Nein, nein, nein das schaffe ich nicht! Niemals! Und ich, ich schon gar nicht!

Das Planen der Reise im trauten Heim treibt mir regelmäßig gehörigen Angstschweiß auf die Stirn. Zuckerschlecken ist was anderes. Sehe ich mich doch den Berg endlos hinaufstrampeln und die Autos knapp an mir vorbeirauschen. Da bin ich anscheinend schon konditioniert: Landkarte = Angsthase.

Andererseits mache ich mich schon ein bisschen über mich selbst lustig. Ein befreundeter Arzt hat mal zu mir gesagt: „Simone, Du hast zuviel Fantasie!“ Ich male mir schon vorher  Sachen aus, die mir – theoretisch – passieren werden. Und das sind nicht: „Ich lieg mit dem Toni am Strand, ganz entspannt, mit einem Drink in der Hand.“

Wie gesagt, es ist ja noch gar nichts passiert – es ist auch noch nie was Schlimmes passiert (toitoitoi) – und ich bin trotzdem am Zaudern.

Aber natürlich ist das nur der Finger auf der Landkarte. Das echte Leben auf dem Fahrrad besteht zum Glück größtenteils aus spannenden Abenteuern, vielen kulturellen und landschaftlichen Eindrücken, kulinarischen Neuigkeiten, und nicht aus Straßenbezeichnungen wie die „rote E51“, „die blaue A27“ oder „Höhenmeter 1050“.

Ich glaub, ich hab schon ein wenig Reisefieber!

Schau mal, wer da fährt?

Sag mal einer, Langzeitradreisen wären für untrainierte Menschen rein gar nichts? Den Gegenbeweis tritt unser bester Freund Hans an, der heute tapfer 70 km geradelt ist und morgen weiter nach Füssen strampeln wird. Vielleicht können wir ihn für übermorgen noch zu einem Abstecher nach Lähn und dann nach Garmisch überreden. Was meint ihr? Sollen wir ihn fragen?

20140606-194933-71373205.jpg

20140606-194932-71372883.jpg

Ende der 2. Testfahrt

Wir beenden aus zeitlichen Gründen unsere Testfahrt in Füssen. Sie hat ergeben, dass ich dringend Ballast abwerfen muss. Wir sind einig, die schweren Jeans zuhause zu lassen. Diverse warme Kleidung schmeiße ich raus und doppelt eingepackte Kabel bleiben ebenfalls zuhause. Wir drehen jedes Kleidungsstück dreimal um.
Soweit dazu, wir melden uns am 13. Juni, wenn es losgeht, wieder! Schöne Pfingsten, an alle Radfans!

20140607-193114-70274652.jpg

Ist das Ziel das Ziel?

…oder ist es der Weg? Oder gibt es in der modernen Welt gar nicht mehr „ein verdientes Ziel“, wo doch unser Flieger A321 in ein paar Stunden ohne eigenes Zutun, überall auf Welt sein kann?

Nun, zu unserer eigenen Überraschung beschlossen wir kurzfristig, unsere Kulturradreise einmal „am Ziel“ zu beginnen und nach Lissabon zu fliegen, um dann zurück zum „Start“ mit dem Fahrrad nach Obergriesbach zu radeln.

Hier von Lissabon aus, werden wir Eindrücke dieser altehrwürdigen Stadt und deren Umgebung senden und dann, voraussichtlich übermorgen, treten wir kräftig in die Pedale!
Was bedeutet für Euch das Wort „Ziel“?