Die Karte, die Angst macht

Bei mir ist es immer das Gleiche. Wir planen die Route, zuhause am Tisch. Der Finger huscht über die Landkarte, Strecken werden per Planer ermittelt, Städtchen für Übernachtungen ausgespäht, Kulturgüter ausgespäht, kleinere Straßen begutachtet. Es wird gestaunt, wie bergig doch die Erde ist. Dann kommst: Huch, da ist ein Fluss – oje, da kommen wir nicht drüber – eine fette Straße und keine Alternative, omei!  WAS, SO weit ist das? 100 Kilometer? An einem Tag? Und am nächsten Tag 89? Nein, nein, nein das schaffe ich nicht! Niemals! Und ich, ich schon gar nicht!

Das Planen der Reise im trauten Heim treibt mir regelmäßig gehörigen Angstschweiß auf die Stirn. Zuckerschlecken ist was anderes. Sehe ich mich doch den Berg endlos hinaufstrampeln und die Autos knapp an mir vorbeirauschen. Da bin ich anscheinend schon konditioniert: Landkarte = Angsthase.

Andererseits mache ich mich schon ein bisschen über mich selbst lustig. Ein befreundeter Arzt hat mal zu mir gesagt: „Simone, Du hast zuviel Fantasie!“ Ich male mir schon vorher  Sachen aus, die mir – theoretisch – passieren werden. Und das sind nicht: „Ich lieg mit dem Toni am Strand, ganz entspannt, mit einem Drink in der Hand.“

Wie gesagt, es ist ja noch gar nichts passiert – es ist auch noch nie was Schlimmes passiert (toitoitoi) – und ich bin trotzdem am Zaudern.

Aber natürlich ist das nur der Finger auf der Landkarte. Das echte Leben auf dem Fahrrad besteht zum Glück größtenteils aus spannenden Abenteuern, vielen kulturellen und landschaftlichen Eindrücken, kulinarischen Neuigkeiten, und nicht aus Straßenbezeichnungen wie die „rote E51“, „die blaue A27“ oder „Höhenmeter 1050“.

Ich glaub, ich hab schon ein wenig Reisefieber!

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