Ein Viertel der Strecke

Mit der heutigen Etappe haben wir nun ca. ein Viertel unseres Weges absolviert. Wir sind in Kroatien, wo wir auch die meiste Zeit verbringen werden. Es ist Sommer hier – die Pinien duften, die Zikaden machen ein Höllenlärm, das Meer ist blau und wir freuen uns schon auf das frische kroatische Essen.

Die Leute sind alle unglaublich nett hier und wir fühlen uns pudelwohl.

Nochmal kurz zu Italien: Wir haben die letzten Tage immer wieder darüber gesprochen, was es wohl ist, daß die Italiener im Allgemeinen so lebenslustig sind. Der Unterschied zu Deutschland, Österreich oder zu Kroatien ist schon enorm. Das Leben scheint dort in Italien so einfach, so leicht, so luftig zu sein. Aber wir können uns nicht erklären, warum das so ist..

Vielleicht habt ihr ja Erklärungen dafür.

Tagesetappe: 02.08.2010

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
02.08.2010 688 689 83,89

Mensch des Tages: 2.8.

Boris: Er hat uns einen gigantisch leckeren Fisch serviert. Er liebt seinen Job als Kellner über alles. Als wir ihn nach seinem Namen gefragt haben, hat er lauthals losgelacht: „Ich heiße Boris – ein russischer Name – ich mag ihn nicht besonders“.
Weiterhin hat er uns einen sehr schmackhaften Rose-Wein zum Fisch empfohlen und serviert. Köstlich!

Rab

Uff – wir sind aus dem touristischen Lopar geflüchtet – ursprünglich wollten wir ja ausruhen – so haben wir alles zusammengeräumt und sind nun in Rab. Wesentlich gemütlicher, weniger Rammelbammel. Morgen starten wir von hier mit der Fähre nach Pag.

Zur allgemeinen und zu meiner eigenen Beruhigung bezüglich der Straßen sei gesagt: wir haben natürlich die Alternativstraßen auf dem Plan. Aber z. B. gestern ging es nicht anders, als den Autoput zu nehmen und manchmal wird es auch in Zukunft nicht immer möglich sein, ihn zu umgehen.

Mensch des Tages 3.8.

Unser Mensch des Tages auf Rab hat eine junge traurige Geschichte. Diese junge Dame hat eine seltene fortschreitende Muskelkrankheit. Sie verbringt seit geraumer Zeit ihre Stunden bereits im Rollstuhl. Sie ist Österreicherin und erstaunlich: Sie ist voller Lebensmut und sehr lustig. Sie genießt jeden Moment im Leben, sagt sie. Ich glaube, sie hat was, was uns manchmal fehlt: Gelassenheit.

Ehrlich gesagt, macht Madlene uns Mut statt Angst. Und wir sind froh, so Gott will, nach Istanbul radeln zu können.

Mittagessen in Pag

Nachdem es heute morgen mit unserem Fährboot nicht geklappt hat, haben wir kurzerhand mit dem Taxibootfahrer gehandelt. Er brachte uns an die Spitze der Insel Pag. Zuerst war die Fahrt ganz schön aber dann blies uns kräftiger Wind entgegen und von der Seite. Wir sind ganz seekrank, nein nicht vom Bootfahren, sondern vom Segeln mit dem Rad gegen den Wind..

Heute ist Heute

Was denkt man so den ganzen Tag, wenn man auf dem Rad fährt?

Den größten Teil des Denkens nimmt das Fahren selbst ein. „Hoffentlich falle ich nicht vom Rad, fahr geradeaus, auweh jetzt kommt ein Auto, nein schlimmer ein LKW, hoffentlich sieht der mich, oh nein, schon wieder ein Berg, ah jetzt bergab, schee! Aber lieber raus aus den Klickpedalen, sonst fall ich hin, usw. usw.“

Dann denke ich daran, dass es Toni unheimlich viel Spaß macht, mit mir mit dem Rad nach Istanbul zu fahren. Ich weiß, dass Männer sich bisweilen sehr gerne bewegen, und natürlich die Action lieben. Das hat Mann hier auf alle Fälle. Ich muss mich nur trauen.

Apropos: heute bin ich am verzagen. Ich dachte: wir haben ja schon ein Drittel des Weges – WAS? Erst ein Drittel!!!! Noch zweimal so weit wie jetzt, vielleicht nochmal siebenmal den Großglockner hoch und zurück –  bäh..

Vielleicht sollte ich beim Radfahren lieber doch nur ans Radfahren denken. Heute ist Heute, oder?