Herz-Jesu-Prozessionen
Heute ist der 9. Juni und da werden abends überall in Tirol und Südtirol die Berge „brennen“. Untertags wurden in Prozessionen Jesus-Statuen durch die Dörfer getragen und für gutes Wetter und eine reiche Ernte gebetet. Auch die Schützen haben die Prozession begleitet und mit Schüssen untermalt. (siehe Video)
Das Fest ist wohl eine Mischung aus dem Johannes- oder Sonnwendfeuer und dem Gedenken an den Sieg der Hofer-Truppen (1796) über die Franzosen.
Wer noch mehr dazu lesen will – kann sich hier weiter informieren: http://de.wikipedia.org/wiki/Herz-Jesu-Feuer
Für uns war das heute etwas mühsam, weil in jedem Dorf die Strasse wegen der Prozessionen gesperrt waren und wir stets warten mussten. So haben wir einige Male für eine reiche Ernte gebetet, gutes Wetter herbeigesehnt und am Ende hat es dann doch im Regen in Meran geendet.
Was ist im Leben ursprünglich?
Heute Morgen bin ich um 4.30 Uhr wachgeworden. Beschäftigt mich doch nicht erst seit der Radreise das Thema: Was ist natürlich, ursprünglich, was mich umgibt? Da ich ja gestern schon im Ansatz darüber geschrieben habe, und der Kommentar von Max Altemüller bei Tonis Beitrag „Warum ich diese Radtour mache“, nicht mehr schlafen ließ, möchte ich doch ein letztes Mal meine Gedanken äußern.
Ich mache mir seit einiger Zeit immer mehr bewusst, das ALLES, was ich den ganzen Tag so anfasse (Computer, Messer, Küchengeräte, Gartengeräte, Autolenkräder, Fahrräder, Duschköpfe, Wannen, Handtücher, Stühle, ja selbst Haustiere usw. usw. von Menschen für den Menschen geschaffen ist. Das Bett und die Laken, in denen ich schlafe, die Kleidung, die ich trage, das Haus, den Ring, die Haarspange, ja, es gibt nichts, was die Natur selbst erschuf, sondern ein Mensch für mich.
Mein Essen, das kultiviert in allen Herren Ländern angebaut, bearbeitet und zubereitet wird. Fische in Teichen gezüchtet, Fleisch in Ställen, Eier in Fabriken, Äpfel hier soweit das Auge reicht, vergewaltigte Bäume an Fäden hinaufgezogen. Oliven in Spanien (wir berichteten) soweit das Auge reicht, nur geordnete Felder.
Selbst der Weg, auf dem ich gehe oder in unserem Fall fahre, ist von Menschen bereitet und sei er noch so abgelegen, irgendwo im Apennin. Es ist wahnsinnig interessant, das dies so ist. Ihr müsst das selbst an Euch in Eurem Leben einmal beobachten, es gibt nichts, was euch umgibt, das nicht vom Menschen erschaffen wurde.
Doch, werdet ihr vielleicht sagen, die Natur, aber was ich denn dort noch natürlich? Die Bäume an den Hängen haben unsere Vorfahren gepflanzt, also nicht ursprünglich. Die Apfelbäume, auf denen unsere Nahrung wächst, sind so unnatürlich, (wusstet ihr, dass z.B. Apfelfrüchte auf Birnenwurzeln wachsen, weil die mehr Nährstoffe transportieren?). Es gibt keine „normalen“ Nutzbäume mehr. Kühe auf der Weide? Ziegen, Schafe? Naja, vielleicht die Kröten im Garten, die da nicht wären, wenn mein künstlicher Teich da nicht wäre.
Das mit den Flüssen hatten wir ja heute morgen schon – selten dass sie in natürlichen Bahnen laufen. Oder man denkt, man ist an einem See, aber wie viele Naturseen gibt es wirklich? Der Mensch beeinflusst alles – in erster Linie und das unterstelle ich ihm, FÜR den Menschen, für mich, für Euch. Damit es uns gut geht, wir komfortabel leben, essen, wohnen können.
Nicht dass ich das alles kritisiere, ich selbst bin ein Warmduscher, dem es fern liegt, z.B. bei Temperaturen unter 10 Grad zelten zu wollen oder ich möchte auch nicht mit wilden Bären kämpfen, keine Heizung im Winter haben, mich mit Fellen bekleiden oder ohne dem Wissen unserer Ärzte ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Verstehe ich aber jetzt meinen Freund Oliver besser, der leuchtende Augen bekommt, wenn er von Klettertouren im Niemandsland erzählt oder den Seppl Haueis, der den Silber (Berg) gerne bezwingt. Das ist vielleicht nah dran an der Ursprünglichkeit, da oben auf dem Fels kann kein Mensch was anpflanzen oder bearbeiten. Oder das große weite Meer, das ist noch etwas, was der Mensch nicht erobert hat. Hohe Gipfel und Meer, das ist noch ursprünglich.
Hat der Mensch noch eine Chance, in dieser „künstlichen“ Welt „gesund“ zu bleiben? Habt ihr dazu auch Gedanken?
Tagesetappe: 09.06.2013
Tag | Höhe ↑ (in m) | Höhe ↓ (in m) | Strecke (in km) |
---|---|---|---|
09.06.2013 | 252 | 1.447 | 85,19 |
Gestern erlebt – beim Unterstellen während eines Regenschauers
So kurz nach 15 Uhr kam ein kräftiger Regenschauer auf uns zu. Wir konnten es schon sehen, wie er im Meraner Becken auf uns zustürmte. Heftiger Wind trieb das Regengebiet aufwärts. Spontan wichen wir von unserer Route ab, um wenige Meter entfernt in einer Häusersiedlung einen Balkonvorsprung als Unterstand zu verwenden.
Einige Minuten später kam eine Frau aus dem Haus – vielleicht 70 Jahre alt und nicht einheimisch. Sie wollte losfahren, um Ihren Mann „einzusammeln“ der wider Ihres Rates, ohne Regenschirm auf Wanderschaft gegangen war.
Sie fragte uns, wohin wir zu fahren beabsichtigen. Wir antworteten, dass Palermo unser Ziel sei. Woraufhin Sie sagte: „Das war auch immer mein Traum, mit dem Rad dahin zu reisen, aber ich habe es nie getan. Doch jetzt sind wir zu alt, da können wir das höchstens noch mit dem Auto machen. Das muss man machen, wenn man jung ist.“
Meran und das Kurhaus
Das Kurhaus von Meran wurde 1874 eröffnet und blickt auf eine lange Tradition zurück. Ein Prächtiger Bau mit Jugendstil und gefühlter Mittelpunkt Merans, Heutzutage für Veranstaltungen und Seminare genutzt. Die Veranda zeigt auf den Fluss, und man kann sich lebhaft vorstellen, wie früher die Kurgäste hier in ihren Liegen gelegen haben. Dazu hat eine kleine Kapelle gespielt auf Geige und Cello. Heute in Herbststimmung ist es trotzdem nicht minder romantisch.
Bozen live
A letzte Südtiroler Jause
Am Tagesziel angekommen
Alpenüberquerung und heute
Der heutige Radltag war ganz besonders schön: den ganzen Tag ging es stetig bergab und ein kräftiger Rückenwind hat uns zusätzlich anngetrieben. Seit dem Reschensee hatten wir nun knapp 200 km nur abwärts. Herrlich!!!!
So sind wir dann auch bis Trento gekommen – hätten ebenso Rovereto noch geschafft, aber wir wollten uns Trento mal ansehen. Bislang sind wir stets auf der Autobahn vorbeigesaust.
Nach den ersten 2 h hier muss ich sagen, dass es hier wirklich wunderschön ist. Zudem scheint die Sonne – mit 26 Grad herrlich warm und da schmeckt der Cappuccino gleich doppelt so lecker.
Dann haben wir nun also die Alpen quasi überquert. Morgen gehts via Rovereto an den Gardasee. Wir werden als von der Via Claudia Augusta abweichen.
Bislang war das meine schönste und wohl einfachste Alpenüberquerung. 2010 haben wir auf dem Weg nach Istanbul den Großglockner- und den Plöckenpass genommen. Boah – das war extrem hart. Schön war im vergangenen Jahr der Gotthard auf dem Weg nach Marrakesh. Gotthard rauf, auf der anderen Seite runter und fertig ist die Durchquerung.
Diesmal war es der Fern- und der Reschenpass. Beide machbar und landschaftlich sehr schön. Besonders beeindruckt hat mich am Samstag das Inntal von Zams bis Pfunds – einfach ein Traum. Gestern vom Reschensee immer bergab auf Meran war auch sehr charmant.
Aber nun gibts Feierabendbier und dann in gut 1 h wird es für alle Apple-Leute spannend: um 19 Uhr startet die WWDC auf der Apple in San Francisco hoffentlich wieder viele neue Dinge präsentieren wir.