Höhenmeter nagen am Gemüt

Langsam geht mir der Apennin auf die Nerven. Heute schon wieder über 1000 Höhenmeter geradelt. Es geht einfach nur immer rauf rauf rauf. Ich bin schon ganz deppert davon! Ich sehne mich zurück auf die Via Claudia, die Anfänge, einfach nur Geradeaus radeln. Naja, übermorgen sind wir in Rom, da ist es erstmal flach. Rom selbst wird zum Radfahren kaum Vergnügen bieten, schätze ich. Aber einfach das Rad ins Hotel und ab Sightseeing – Zu Fuß, versteht sich, nix da Velo! Kann ich auch bald nicht mehr sehen, das Ding, wo ich mir immer die Beine voller Schmiere mache, die Griffe, die verschwitzt sind, die Taschen und alles.

Wie gehts weiter?  Unser Freund Uwe hat mir vor unserer Reise nicht viel Hoffnung gemacht. Sardinien sei bergig. Mal sehen, schlimmer als hier kann es auch nicht werden. Ich bin und bleibe einfach ein Flachlandindianer, ein Meeresliebhaber, da gehts doch auch nicht rauf und runter! Was mögt ihr lieber – Berge oder flaches Land? Oder lieber das Meer?

Tagesetappe: 27.06.2013

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
27.06.2013 1.184 1.193 58,44

Franziskusweg, letzter Tag

So haben wir heute unsere letzte Übernachtungsstation des Franziskuswegs, das Kloster Farfa, erreicht. Es regnet in Strömen, es ist kalt, viel zu kalt für diese Jahreszeit, wie im Herbst in Italien.

Ich möchte heute mein Fazit über diese besondere Wegesetappe unserer Reise nach Palermo abgeben.

Wie auch zu Fuß, erlebt man mit dem Fahrrad auf dem Weg die unglaubliche Natur hier. Man kann sie genießen, weil es warm ist (Ausnahme die letzten beiden Tage), auf den Bergen, in den Wäldern, in den Naturparks, im Tal, ohne Autostress.

Fahrradwege gibt es kaum, dafür ganze Straßenzüge, die Autos nicht mehr benutzen oder extrem ruhig sind. Wir hatten kaum 30 Kilometer auf der gesamten Strecke mit vielen Autos oder Lastwagen zu tun.

Die Menschen sind nett, sehr nett sogar, fromm und brav. Man kommt zur Ruhe, kann geistig Kraft tanken durch die gute Versorgung mit Essen, mit Landschaft, mit Wärme, mit Begegnungen, die herzlich und ursprünglich sind. Auch mit dem Besuch der Klöster und die Häufung von Personen, die ihr Leben Gott geweiht haben, macht den Weg zu einem besonderen Weg, auch mit dem Fahrrad und auch, wenn man nicht religiös ist.

Durch die schon eher hohe körperliche Belastung (Höhenmeter 🙂 wird man ebenfalls ganz ruhig, man braucht nichts mehr als eine warme Dusche, ein sauberes Bett, eine schöne Mahlzeit, a Glaserl Wein. So ist das hier auf dem Franziskusweg in Italien, und wie ich persönlich meine, ist das der schönste Weg, den man in seinem Leben nur beschreiten oder mit dem Fahrrad befahren kann.