Mamma

„Mammmaaa“ – leider kann man es nicht wiedergeben, dieses „Mammmaaa“, wie es der junge schwarzhaarige Mann da ruft. Er weiß sich nicht zu helfen. Er steht an der Rezeption und die „Mammmaaa“ muss augenblicklich erscheinen. Toni und ich amüsieren uns ein wenig, ist der Mann doch schon schätzungsweise über 20 und ruft nach seiner „Mammmaaa“. Sie kommt. Endlich! Mamma ist eine bildschöne Frau mit langem schwarzen Haar, und grauen Strähnen. Sie eilt aus der Küche und wirkt beschäftigt. Sie erledigt schnell, was der Junge nicht kann. Das war 2009 im Hotel Miramonti.

Heute schreiben wir 2013 zur Mittagszeit. Der Besitzer, Landini, freut sich, dass er uns wieder sieht. Es ist niemand da, nicht der Junge und nicht Mamma, seine Frau. Nur Helfer und Verwandte. Wir werden von oben bis unten bekocht und verwöhnt.

Landini spricht sehr gut deutsch, so unterhalten wir uns über Pilger und Wege, das Wetter und seine Kinder, die jetzt in der Stadt arbeiten. Seit 10 Jahren hätten sie keinen Tag „Zeit“ gehabt, Ausflüge zu unternehmen, erzählt er. Ich deute auf sein Ruhetag-Schild, es ist der Dienstag. Er wolle aber nicht, dass jemand vor verschlossener Türe stehe.

Früher kamen viel mehr Menschen zur Sommerfrische nach Consuma, jetzt kommt keiner mehr her, um Urlaub zu machen. Er meint, die jungen Leute flögen für 200 Euro ans Schwarze Meer, und die Alten seien alle gestorben.

Erst als wir fahren, schwenkt plötzlich seine Stimmung um. Er drückt uns und hat einen Kloß im Hals. „Mamma“, liegt mit 57 oben im 1. Stock im Sterben.

Geburtstag = Ruhetag

Wir werden heute einen Ruhetag in der Nähe von Stia in einem schönen Agriturismo einlegen, nicht nur, weil heute mein Geburtstag ist, sondern auch, weil wir Erholung benötigen. Morgen stehen uns wieder große Bergdistanzen bevor, Camaldoli und La Verna warten auf uns und wollen beradelt werden.

Waschtag

Nach zwei Wochen wurde es höchste Zeit, dass ich eine Waschmaschine zur Verfügung habe. Nun ist alles wieder sauber, Wenigstens für die nächsten Tage! Und ich bin glücklich, so wie der Marienkäfer, der gerade von meinem T-Shirt abhebt.

20130618-121716.jpg

20130618-121730.jpg

Von der Tapferkeit

„Du bist tapfer“ – Toni wartet wie immer weit oben am Berg und lobt mich. Ich frage mich selbst, ob ich tapfer bin. für etwas, was man freiwillig tut, den Berg da hochradeln, 1700 Höhenmeter, bei einer Bullenhitze? Da denke ich, es gibt weitaus tapferere Frauen. All die, die Kinder zur Welt bringen. Das ist tapfer, weil ein stundenlanger, für den Körper doch brutaler Vorgang unter größten Schmerzen. Oder die, die sich hinstellen und zum Beispiel für Gerechtigkeit kämpfen und sich nicht unterkriegen lassen, vielleicht sogar bis zum Tode ausharren. Das finde ich tapfer. Oder Frauen, wie die Bea, die tapfer das Schicksal ihres Mannes mitträgt.

Heute wollte ich noch etwas über La Verna schreiben, aber nach dieser kollossalen Anstrengung ist mir La Verna ja auch gleich noch Wurscht. Ich werde Euch morgen davon berichten. Die Internetleitung ist hier sehr schlecht, darum verzichte ich heute, Bilder hochzuladen, nebenbei – schaut hin und wieder in die Bildergalerie, die wird – normalerweise täglich – mit neuen Bildern von hier gefüttert.

Und jetzt sag ich einfach schonmal Gute Nacht!

Das Geburtshaus Michelangelos

Eingebettet in grüne sanfte Hügel liegt der Ort Caprese di Michelangelo. Auf dem höchsten Felsen steht das Geburtshaus von Michelangelo. Angegliedert ist ein schöner Garten, und das Museum, dass wir besichtigen. Man sieht Kopien von Michelangelos Werken und auch sein Leben wird beschrieben. So trug es sich zu dass seine Mutter, mit ihm schwanger, vom Pferd fiel, aber wie durch ein Wunder nichts passierte. Er wuchs hier auf, studierte dann in Florenz, wo er Kontakt zur Familie Medici bekam. Sein Lebenswerk kennt wohl jeder. Er wurde sehr alt. Seine Gebeine liegen in der Kirche Santa Croce in Florenz, dort wo der Franziskusweg startete, und die ja leider geschlossen hatte.

20130620-115932.jpg

La Verna

Sogar das regionale Wasser ist nach hier benannt, ist doch das Kloster wirklich beeindruckend direkt oben auf den Felsen gebaut. Es ist sehr verwinkelt und hat Säle und Räume, Zimmer und Kapellen, Kirchen und Gasträume. Man verläuft sich das erste Mal, wenn man hier ist, verliert sich in den halbdunklen Gängen, in den mystischen Felsspalten.

Hier hat Franz von Assisi 1224, zwei Jahre vor seinem Tod, seine Stigmata erhalten. Die Kutte, die er damals getragen hat, kann man in der Hauptkirche bewundern. Della Robbia hat hier wunderschöne Porzellanaltare gestaltet, die einen Blick wert sind.

Daneben verführen immer wieder traumhafte Ausblicke auf die toskanische Landschaft. Am Abend in rotes Licht getaucht, verschwinden langsam die grünen Hügel des Naturparks. Nachts ist es hier so ruhig, nicht mal eine Eule schreit im Märchenwald nebenan. Die Natur ist hier im Einklang mit der menschlichen Zivilisation, ganz so, wie der Franz von Assisi sich das vielleicht vorgestellt hat.

Solltet ihr einmal diese Region besuchen, so lohnt sich eine Übernachtung mit einem zünftigen Abendessen aus Edelstahlkesseln  im großen Speisesaal auf alle Fälle, es ist ein Erlebnis!