Selbstbeobachtung beim Radfahren

Ja man hat so den ganzen Tag Zeit, sich selbst zu beobachten. Und über die lange Zeitspanne – es sind jetzt fünf Wochen – kann Frau auch sagen, was sie essen muss, damit sie auch den Berg hinaufkommt.

Morgens ist es für mich am Besten, wenn ich etwas Wurst oder Schinken essen kann. Dann reicht die Energie tatsächlich auch bis zum Mittagessen. Es ist echt interessant, es nützt nichts, haufenweise Brot, also Kohlenhydrate zu essen, oder gar Süßes wie Krapfen, die ich so gerne mag. Nach einer Stunde knurrt mir der Magen, mir wird schlecht und es geht nicht richtig weiter.

In Italien sind Wurstwaren zum Frühstück total unüblich, darum bin ich froh, wenn es so etwas einmal gibt. Alternativ ist ein Müsli gut, auch das hält lange her und gibt Power, dazu frisches Obst – perfekt. (Aber auch das ist hier nicht immer greifbar.)

Mittags sind Nudeln super, wenn ich auch nicht immer mag. Eine süße Cola macht mich fit (trinke ich sonst nie!). Auf dem Rad gibt es nur Trinkwasser ohne Kohlensäure in die Flaschen. Früher dachte ich, es geht ohne Mineralbrausetabletten gar nichts, mittlerweile vertrage ich das künstliche Zeugs nicht mehr, bekomme trotzdem keinen Muskelkater, Krämpfe oder ähnliches.

Also nur Wasser ohne was drin, und das reichlich, was reingeht. Ich brauche nichts Zusätzliches. Als eiserne Reserve für Unterzuckerung (kommt selten vor) habe ich einen Fruchtsaft im Gepäck und Monis Müsliriegel. Diese haben wir schon manches Mal gebraucht, wenn die Steigungen langanhaltend und heftig waren.

Abends ist es egal, was ich esse, es hält nicht bis zum nächsten Tag. Egal ob es Fleisch, Fisch, Gemüse oder Nudeln waren. Entscheidend ist wirklich das unmittelbare Essen am gleichen Tag.

Übrigens ist Italien ein tolles Land fürs Essen und Genießen (brauche ich niemandem erzählen, oder?). Es gibt wirklich gute und natürliche Lebensmittel, Obst, Gemüse, hier an der Küste Fisch, super Schinken, direkt heruntergeschnitten, Büffelmozzarella, Wein. Kurz, alles, was mein Herz begehrt. Ich dachte vor dieser Reise, ich werde dem Italien überdrüssig, weil es ja nur ein Land ist. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Leute sind so nett, das Essen ist immer fein, nein, ich möcht´ jetzt nirgends woanders sein!

SS 18

Heute habe ich eine viereckige Katze auf der Straße gesehen. Zuerst dachte ich, es sei ein plattgefahrener heller Karton. Aber die Pfoten und der Kopf, die waren deutlich zu erkennen. Es war nichts ekliges daran, ein fein säuberlich, wie mit dem Lineal gezogenes Katzenviereck. Es war ja auch nur noch das Fell, alles andere komprimiert, auf wenige Millimeter zusammengedrückt.

Ich musste lachen, obwohl es mir zum weinen war, es war einfach zu skurril. Vielleicht beginnt hier der Wahnsinn, auf der Straße, die keine Gnade kennt.

Toni hat es Mittags ja schon erwähnt, viele Tiere (und manche Menschen) müssen auf der SS 18 ihr Leben lassen. Ich fahre immer mit erhobenem Kopf an den Tieren vorbei, und sende ein kleines Stoßgebet zum lieben Gott, er möge sich der armen Seele annehmen, sie können ja nichts dafür.

Dabei mache ich mir Gedanken, wieso das denn sein muss? Brauchts denn so viel Verkehr, so rasende LKWs, so schnelle Autos? Wo wollen sie denn alle hin? So schnell?

Hm, ich muss eingestehen, auch ich liebe zuhause italienische Waren, Nudeln, Olivenöl, Schinken, Oliven, Mozzarella, Schuhe, Leder, Blusen, kurz, viele Dinge, die hier produziert und umhertransportiert werden, die mitunter diesen gewaltigen Verkehr verursachen.

Die Italiener ihrerseits lieben bayerisches Bier oder Sterzinger Joghurt oder vielleicht andere Dinge und so wird alles hin- und hergefahren. Sicher lasse ich da jetzt was aus. Es geht ja um ein Beispiel.

Aber solange wir – und da nehme ich mich natürlich nicht aus – gierig in den Supermarkt mit dem Auto fahren, der weit außerhalb der Städte und Dörfer liegt, um dort zu konsumieren, solange wird es diesen Verkehr geben und er wird sich noch verstärken.

Sicher sind viele Fahrten völlig unnötig, aber ich habe auch Verständnis, wenn man seine Verwandtschaft besuchen möchte oder zu einer wichtigen Fahrt ins Krankenhaus ist oder eben in den Supermarkt fahren muss, weils gar nichts anderes mehr zum Einkaufen gibt.

Also – ich komme zu dem traurigen aber wahren Schluss: es geht nicht ohne die SS 18, auch wenn mir das nicht gefällt.

Ende der 4. Versteigerung Apfeltasche

Sorry hatte vergessen, die Auktion zu beenden.

Haushoch gewonnen hat „Günter“ mit 150 euro Gebot!

Vielen Dank, bitte setze Dich per Mail unter info@amac-buch.de mit uns in Verbindung und hinterlasse die Kontaktadresse!

Für die anderen: es folgt noch eine Versteigerung, also dranbleiben

3

Seit drei Nächten habe ich nicht mehr gescheit geschlafen. In der vorletzten hatten wir eine schreiende Animation nebenan in der Pension bis tief in die Nacht. Das Haus war dann auch noch hellhörig, ein Schließen der Fenster brachte nichts. Letzte Nacht im B & B war es so heiß, plus Feuerwerk um Mitternacht, dazu Hundegebell vor dem Fenster.

Ja und diese Nacht mussten wir in einem Haus übernachten, bei einer Familie, mitten im Geschehen, das Badezimmer am anderen Ende des Flurs. Unser Zimmer lag tief im Inneren des Hauses, unser einziges Fenster zeigte in ein dunkles, stillgelegtes Treppenhaus. Darunter hatte ein lautstarker Italiener seinen Souvenirshop bis 1.00 Uhr geöffnet. Danach „rattattat“, Laden runter „BUONA NOOTTEE“ plärrte er eintausendmal seinen Freunden hinterher.

Ich schloss daraufhin alle Fenster des Hauses, das nicht mir gehörte und öffnete die Türe zum Gang. Um drei Uhr morgens musste die Herbergswirtin wohl das Fläschchen für das Kleinkind wärmen und unser Frühstück herrichten und die Fenster wieder öffnen.

Wie würde meine Frau Mamma sagen: „Du bist halt empfindlich!“ Da hat sie recht, denn Toni ratzt einfach so dahin, es stören ihn weder die Moskitos noch die Italiener, die eben nachts zum Container gehen und die Flaschen zerdeppern.

Seit drei Morgen gibt es kein gescheites Frühstück mehr, nichts, nur noch Zuckerzeugs, konservierte Fertighörnchen, Zwieback und Marmelade. Nicht mal Butter. Das gibt einfach keine Kraft und keine Power.

Und schließlich, seit drei Tagen fahren wir entweder volle, gefährliche Straßen oder müssen solche Berge hoch, die ich nur noch schieben kann.

Heute war es landschaftlich wenigstens wieder ganz reizvoll, wenn man aber mürbe ist, hat man dafür keinen Blick mehr, keine Nerven und keine Muse. Ich fühle mich hier so verloren, so ohne Hoffnung. Die Häuser sind kaputt, die Landschaft ist verdreckt, es brennt an den Hügeln. Die Menschen sind viel ärmer, so scheint es jedenfalls, als weiter oben.

Nun, vielleicht ist das so, das nahende Ende einer Reise, man muss kämpfen, durchhalten, um sein Ziel zu erreichen, wenngleich es nicht gerade einfach scheint.

Aber es ist schon noch weit bis Palermo und die Strecke schaut zum Radfahren gar nicht gut aus. Bei solchen Aussichten könnte ich verzweifeln. Das Ende droht, mir den Spaß an der Reise kaputt zu machen.

Heute ist unsere Unterkunft weit komfortabler als die letzten drei, so hoffe ich zu Kräften zu kommen. Nach einer guten Nacht schaut es morgen wieder anders aus.

Wichtig! Letzte Versteigerung „Peppone“

Da das Ende unserer Reise unweigerlich naht, möchten wir unsere letzte Versteigerung einläuten. Wir haben den Zwillingsbruder unseres Maskottchens „Peppone“  zu versteigern!

Er ist ungebraucht, hochwertig, und wartet auf einen neuen Besitzer.

Wir fangen wie immer bei € 5,- an.

Die Auktion läuft solange, bis wir in Palermo angekommen sind.

Wir erwarten Eure Gebote und freuen uns auf Eure Teilnahme.

Das Geld geht natürlich auf das Spendenkonto „Ein Rad für Ralf“.

Viel Spaß beim Bieten!