Ach France, wir lieben dich! Du bist schön, hast viel Platz, du hast gutes, nein, hervorragendes Essen und tolle Kultur. Du bist eine Perle im Radlelland Europa. Aber wie das auch in der Liebe ist, perfekt bist du auch nicht. Aber der Reihe nach.
Der allerschönste Abschnitt für uns war wohl hinter der spanischen Grenze im Bereich der Pyrenäen. Das Land, grün, satt, viel Natur, viele Tiere und Bauern, die sorgsam das Land bewirtschaften. Leckeres ursprüngliches Essen versüßten uns die miesen Regentage.
Lourdes war auf jeden Fall den großen Abstechernach Süden wert, liegt es doch irgendwo am Fuße der Berge und wahrscheinlich wären wir dort nie extra hingereist.
Die Atlantikseite Frankreichs ist flach, unbewohnt umbewirtschaftet und hat nichts Spezielles, gerade bei dem vielen und starken Regen, wie wir ihn hatten, taten wir gut daran, das ganze mit dem Zug zu überbrücken. Über Bordeaux können wir nichts sagen, Regen in Strömen.
Das zweitschönste Erlebnis war für uns der Abschnitt an der Loire entlang vom Kloster Fontevraud bis Orleans und etwas danach. Da ballen sich Schlösser und Schönheit, Hochkultur des kulinarischen Genusses, Weingüter und und und. Wir kamen dort aus dem Staunen nicht heraus.
Das drittschönste war der Abschnitt bis Deutschland, immer an Kanälen und Flüssen entlang, eben, der Weg sich leicht schlängelnd, ging es dahin. Ideale Wetterbedingungen begünstigten das Erlebnis zusätzlich und ließen auch die Anblicke der Atomkraftwerke und manch langweilige Etappe ohne Bäume oder Interessantes schnell wieder vergessen.
Die Infrastruktur ist für den Radler nicht ganz optimal, liegen doch zwischen den Tagesetappen oft 70–90 Kilometer, bei Reisen mit Kindern oder nicht trainierten Menschen könnte es manchmal eng werden. Dazu kommt, dass man mittags ein Problem mit Essen bekommt. Besser ist, man versorgt sich morgens mit Brotzeit für den Weg.
Was uns aufgefallen ist, bei all dem Lob über hier: die Menschen sind nicht warm. Sie fragen nie, woher man kommt, woher man ist, wohin man fährt. Man wundert sich über nichts, kommt somit auch nicht ins Gespräch, sie sind einfach nicht an Ausländern interessiert. Man ist mittendrin und voll dabei, aber einsam und unberührt bleibt man doch. Es kann aber nicht nur an der Sprachbarriere liegen, Franzosen sprechen sehr gut Englisch, es ging ja auch mit „Händ und Füß“, wie andere Länder es beweisen.
Zusammenfassend kann man sagen: Frankreich und speziell die Tour vom Rhein zum Atlantik ist für Radfahrer ein Paradies. Allerdings lassen sich es die Franzosen auch bezahlen, denn wird es ab Orleans kostspielig. Der Eintritt der Schlösser liegt zwischen 12 und 17 Euro pro Person, die Zimmer sind gut ein Drittel bis doppelt so teuer als im Rest von Frankreich.
Beim Essen gehen wird man an der Loire fast arm. Das muss leider erwähnt werden. Wer glaubt, das Radreisen hier billig ist, liegt falsch. Selbst die Reiseführer waren davor.
Alles in allem bekommt Frankreich gut Sterne von uns; wir kommen auch einmal wieder – so der liebe Gott es will.