Hätten wir in den Alpen nicht üben können, dann hätten wir die kroatischen Berge sicher nicht geschafft.
Archiv für den Monat: August 2010
Kroatien erleben
Nachdem wir in diesem herrlichen Land nun schon einige Tage unterwegs sind, bin ich der Meinung, daß es nur zwei Möglichkeiten gibt, diese einmalige Natur zu erleben: Entweder mit ein Boot oder eben mit dem Fahrrad.
Nur so kann man diese herrliche Landschaft in allen Zügen genießen. Mit dem Auto oder Motorrad geht alles viel zu schnell. Die Details bleiben so auf der Strecke.
Aber mit dem Rad ist es nicht ganz einfach – viele Höhenmeter sind zu überwinden.
Wir sind heute in Darce geblieben. Einfach weil das Meer hier noch blauer, die Pinien noch duftender und die Sonne wohl noch schöner ist. Wir waren einfach am Strand gelegen, haben den Himmel beobachtet, das erfrischende Meer genossen – einfach uns entspannt und es war wunderbar.
Unser Zimmer hat natürlich Meerblick und es ist traumhaft schön, hier zu sein.
Körpermittelpunkt
Irgendwie ist das ein komisches Gefühl – ich habe den Eindruck, daß mein Körpermittelpunkt sich nach unten verlagert.
Hört sich vielleicht komisch an. Aber ist so.
Normal fühle ich meine Körpermitte leicht oberhalb des Bauchnabels. Durch das Strampeln und Treten habe ich nunmehr den Eindruck, daß sich der Mittelpunkt nach unten verschoben hat.
Ich kann ihn noch nicht genau orten – aber es irgendwie ein Stück nach unten gerutscht.
Ein völlig neues Gefühl.
Meine körperliche Grenze
Heute, das muss ich sagen, glaube ich, bin ich an eine körperliche Grenze gestoßen. Es ist ja nicht nur die Anstrengung, die Hitze, der Berg. Auch die Konzentration, die Autos, die knapp an einem vorbei fahren – alles zehrt an Körper und Nerven. Irgendwo oben am Berg kamen mir heute die Tränen, nein eher ein Wasserfall aus Tränen. Keine Ahnung warum, aber es war sooo anstrengend da hoch.
Da dieses kleine Örtchen Dartce solchen Charme versprüht, wollte ich einfach bleiben, meine müden Knochen und Muskeln ausruhen, ein bisschen zu Kräften kommen.
Heute bereue ich es, nicht früher schon sportlich gewesen zu sein. Der/diejenigen, die sich seit Kindesbeinen an mit Sport befassten, ja für die wäre dies wohl ein Spaziergang.
Ich höre mich noch zu Toni am Küchentisch in Obergriesbach sagen, als er kleinlaut meinte: „Sollten wir nicht doch die Donauroute nehmen?“ Ich: „Pah!!! Das ist doch nur für Weicheier!“
Heute wäre ich gerne das Weichei auf der Donauroute…
Tagesetappe: 08.08.2010
Tag | Höhe ↑ (in m) | Höhe ↓ (in m) | Strecke (in km) |
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08.08.2010 | 679 | 693 | 35,86 |
Warten auf das Schiff
Wendepunkt
Mit dem heutigen Tag haben wir einen Wendepunkt in unserer Reise geschafft: Zum einen haben wir etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt und zum zweiten kommt nun der Teil der Strecke, den wir eigentlich gar nicht kennen.
Wir sind bislang durch Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und Kroatien gefahren. Allesamt Länder, die uns von bisherigen Reisen schon bekannt waren. Wir konnten uns also vorstellen, was auf uns zukommen wird.
Morgen werden wir wohl Kroatien verlassen und nach Montenegro einfahren. Wenig später kommen wir nach Albanien, dann kurz nach Mazedonien und vor der Türkei radeln wir noch durch den Norden Griechenlands.
Wenn wir jemandem erzählen, daß wir durch Albanien wollen, ernten wir meist erschrockene Gesichter. Wirklich niemand war bislang dort, doch jeder warnt uns vor den holprigen Straßen, den Einwohnern, die uns alles klauen werden, etc.
Aber der Reihe nach – morgen steht erstmal ein Stück der E65 an – heftiger Verkehr wartet dort auf uns und dann eben die Einreise nach Montenegro.
Heute abend werden wir in Dubrovnik bleiben. Ich hatte mir die Stadt sehr interessant vorgestellt. Auf den ersten Blick ist es das nicht – aber wir werden sehen….
Der Italiener…
.. ist schon ein lustiger Kauz: Er will es einfach nicht wahrhaben, daß außerhalb seines Landes kaum jemand italienisch spricht. Besonders nervig ist das stets an den Ticketständen für die Fähren. Je weniger sein Gegenüber kapiert, desto schneller und eifriger versucht der nette Italiener ihn in seiner Landessprache von seinem Anliegen zu überzeugen.
Heute habe ich es sogar erlebt, daß die italienische Familie einen Zettel und einen Stift herausgezogen haben, um deren Anliegen in einer Zeichnung darzubieten.
Dabei käme er hier in Kroatien mit ein paar Brocken Englisch leicht zu recht. Aber das ist dem netten Italiener wohl noch nicht zugetragen worden.
Dovidenja Hvratska
Heute sind wir wahrscheinlich den letzten Abend in Kroatien. Mir ist schon ein wenig mulmig zumute, wenn ich an die großen Unbekannten Montenegro und Albanien denke.
Andererseits muss ich immer wieder am eigenen Leibe feststellen, dass mich Vorurteile vor Unbekanntem quälen, seit ich denken kann. Zum Beispiel Türkei: 1994, unser erster gemeinsamer Sommer, den wollte Toni gleich schon mal in der Türkei verbringen. Er hatte einen türkischen Studienkollegen, Turan, der war sehr nett und dieser inspierierte ihn wohl, dorthin zu reisen.
Ich persönlich hatte mehr Angst als Vaterlandsliebe, dort einzureisen. Und was war? Es war einer meiner schönsten Erlebnisse, denn die Türken waren so hilfsbereit, das Essen wunderbar, das Meer noch blauer als irgendwoanders und und und…
Misstrauisch und ängstlich bin ich jetzt wieder. Bis jetzt aber waren alle meine Bedenken unbegründet. Die größte Gefahr stellen tatsächlich die Autofahrer dar. Ansonsten war unsere Reise bis jetzt – Toi toi toi – angenehm und ich habe sie als sicher empfunden. Keiner, der uns was will etc.
Ihr seid hoffentlich alle dabei, wenn wir morgen die Grenze des Unbekannten Landes Namens Montenegro überschreiten. In diesem Sinne, einen wunderschönen Abend! Grüße aus Dubrovnik, hoch über den Dächern der Stadt.
Tagesetappe: 09.08.2010
Tag | Höhe ↑ (in m) | Höhe ↓ (in m) | Strecke (in km) |
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09.08.2010 | 365 | 390 | 78,96 |