Heimat

„Ich liebe Deutsch!“ Zwei braune Augen sehen mich an, leuchten, werden feucht. Mir gegenüber steht eine kleine dickliche griechische Frau mit schlechten Zähnen, deutlich jünger als ich, vielleicht 35 Jahre alt. Sie spricht akzentfreies Deutsch. Wir stehen in einer Bar und sie bedient uns. Toni fragt sie, woher sie so gut deutsch kann. Und dann erzählt sie ihre Geschichte in ein paar Sätzen. Sie sei in Deutschland geboren, sagt sie, aber mit 15 kehrte sie zurück. Ja, und nun sei sie verheiratet, zwei Kinder. Eine Rückkehr in „ihre“ Heimat unmöglich. Aber es war ihre Heimat!

Ich stelle mir nach unserem Besuch in der Bar lebhaft vor, wie das war, als sie, mitten in der Pubertät und gefühlt eine deutsche Jugendliche, integriert; die Eltern, Vollgriechen, wollten – verständlicherweise – nach getaner Gastarbeit wieder in ihre Heimat – nicht zuletzt aus Heimweh – zurückkehren. Dieses Drama, das sich abspielt, das Seelenleid, das diese Kinder mitmachen, mitmachen müssen…
Wir hören diese Geschichte sehr oft, sie ist kein Einzelfall. Insbesondere die Türken praktizieren das so: Bevor die Kinder selbst entscheiden können, ob sie in Deutschland bleiben wollen oder nicht, gehen sie zurück in – ihre – Heimat und verbauen ihren Kindern (ich unterstelle mal -auch mit Absicht, denn es meist kurz vor dem 18ten Geburtstag), oft die Rückkehr. Und die Kinder, einmal erwachsen, bekommen feuchte Augen, wenn sie ihre Muttersprache hören…Tja, und das rührt mich eben manchmal an.

Tagesetappe: 09.07.2015

Tag Höhe ↑ (in m) Höhe ↓ (in m) Strecke (in km)
09.07.2015 553 460 47,94