Radwege in Italien

Nun ja, abgesehen von dieser Hitze, die zur Zeit über dieser Region herrscht, ist das schon toll mit den Radwegen an der Ostküste Italiens. Sind sie doch gut ausgeschildert und nahezu frei von Verkehr. Heute führte der Weg in tolle Naturschutzgebiete.

Allerdings dienen sie wohl eher zur lokalen touristischen Attraktion, denn als zusammenhängender Fernradweg. Obwohl ausgeschrieben (z.B. Ravenna/Venedig als Fernziel) geht es oft im Zick Zack durch die Landschaft. Statt 50 Kilometer fährt man 75. Das ist mal eine Sache. Die andere ist, dass es heute keinerlei Infrastruktur für den Radfahrer gab. Also hatten wir bis 14.30 Uhr keine Versorgungsmöglichkeit.

Man hat die Wahl: entweder man wird auf einer SS 309 von einem Lastwagen zerquetscht  oder man verdurstet und vertrocknet, wie heute mittag der Vogelleichnam auf dem Deich in der Saline.
Nun, natürlich übertreibe ich maßlos. Der Mensch hält viel aus, viel mehr als man denkt! Aber trotzdem könnten sich die Italiener etwas mehr Mühe mit der Radinfrastruktur geben, denn ich finde, es reicht einfach nicht, nur gut auszuschildern. Denn ich denke, wir, also diese Spezies Radfahrer sind „gute“ Touristen und Geldeinnahmequellen, brauchen wir doch ständig irgendwas. Naja, sie arbeiten daran, das ist das Wichtigste!

Besichtigung des Mausoleums in Ravenna

Heute sind wir später losgekommen mit dem Fahrrad. Es ist schon sehr heiß, aber es hat sich gelohnt. Wir besichtigten die alte Basilika aus dem 5/6. Jahrhundert. neben an steht ein kleines Mausoleum. Die Attraktion des gesamten Komplexes sind auf jeden Fall die umfangreichen Mosaike. In der Basilika sieht man Abbildungen aus dem alten Testament.

Ein imposanter achteckiger Aufbau und nach oben strebt die Architektur gen Himmel. Der vordere Teil ist mit Fresken aus neuerer Zeit ausgemalt.

Das kleine Mausoleum mit drei Sarkophagen ist mit komplett blauen und goldenen Steinchen verziert. Es schimmert besonders, weil alabasterfarbene Fenster Licht in das Gebäude einlassen.

Ich sehe mir noch das angeschlossene Museum an, heute ist der Eintritt frei. Ich staune über filigrane Elfenbeinarbeiten, die weit über 1000 Jahre alt sind.

Es berührt mich, dass die Menschen von damals schon so viel Muse hatten. Und alle sind sie schon lange tot. Nur das, was sie getan haben existiert noch immer.

   
   

Ravenna bis Rimini – weniger Deutsche?

Wir fahren den ganzen Tag am Meer entlang und treffen keinen einzigen Deutschen. Es ist Wochenende, die Italiener haben alles eingenommen, Strand, Bars, Parkplätze. Sie sind unter sich. Es fühlt sich so an, als ob die Deutschen hier keinen Urlaub mehr machen (möchten). Es ist Juli! Nun, vielleicht fehlen noch die Urlauber der Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern? Mittlerweile sind es schon fast zwei Generationen nach mir, die als Kinder hier ihren Urlaub verbringen könnten. Zu meiner Zeit waren auch viele Norddeutsche da und genossen Sonne, Sand und Meer.

Einerseits finde ich es gut, dass Italien authentischer, italinenischer geworden ist. Nicht mehr „Man spricht Deutsch“, sondern „Parla Italiano“! Kein Snitzel mit Pommes sondern Antipasti, Carne, Gelati! Aber für die Italiener ist es sicher ein – zumindest – finanzieller Verlust, dass „wir“ nicht mehr kommen. Unzählige Betonbauten sind verlassen, Hotels verschlossen, Fassaden ungepflegt, Ferienwohnungen leerstehend. Offen gestanden finde ich es hässlich, links der Strand (toll, breit, weiß, gepflegt), zugestellt mit Sonnenschirmen, die Straße, auf der wir fahren, und viele stinkende Autos mit uns – rechts von uns Hotels und Ramschläden ohne Baum und Strauch, und das, soweit das Auge reicht. Es ist aber nicht viel anders wie überall an Europas Stränden. (Es ist aber sehr sauber und gepflegt.)
Wo macht denn der Deutsche dann Urlaub? Vor zwei Tagen rief ein Geschäftskollege an und verabschiedete sich für zehn Tage in Urlaub: Bali… Wahnsinn! Für so wenig Zeit so einen weiten Weg plus Zeitverschiebung in Kauf zu nehmen? Wo man hier doch das gleiche erhält: Sonne, weißen Sand, Alkohol, Party und Meer…
Nun, vielleicht suchen wir Deutschen immer noch nach dem letzten Paradies auf Erden. Ich habe schon viel gesehen, und ich stelle fest, dass, wo auch immer wir Deutschen auftauchen, uns ein Betonparadies mit allen Annehmlichkeiten des urbanen Lebens hingestellt wird, ob das nun Jesolo, Côte d’Azur, Caorle, Rimini, Kreta, Mykonos, Teneriffa oder Antalya ist. Und wenn alles fertig zubetoniert ist, gefällt es uns nicht mehr, weil es nämlich kein Paradies mehr ist und wir fahren nicht mehr hin, suchen woanders.
Schade um die Küsten auf Bali, Langkawi, Malediven, Seychellen, Albanien, Neuseeland…