Tag der aufregenden Ruhe

Heute haben wir uns entschlossen, einen Ruhetag einzulegen, aber weiterkommen wollten wir auch. So wählten wir den nostalgischen Zug von Librashd nach Pogradec. Wahrscheinlich haben uns die Männer von gestern dazu inspiriert.Die Zugfahrt – allein schon ein Abenteuer! Die tschechische Lok an der abgehalfterte DB-Wagons hingen, machen einen wirklich skurrilen Eindruck. Pünktlich um 10.37 puffte die Diesellok im Bahnhof ein.
Für die Räder Fahrkarten kaufen war nicht einfach – die Dame redete auf albanisch auf mich ein, ich war völlig überfordert. Schließlich rückte sie doch damit raus, sie waren so billig, das darf man hier gar nicht sagen.
Aus dem Zug sprang eine beherzte Dame, die Knabbereienverkäuferin, und half uns, alles Gepäck und die Räder in den Zug hinein zu schleppen. Die DB würde so etwas nie erlaube, ein Stapel vor der Wagontüre, die Räder vor dem Ausgang.
Kurz und gut, nach der schweißtreibenden Angelegenheit nahmen wir unter dem Gezeter der „Generalin“ – wie wir sie nannten, Platz. Sie war wohl die Zugführerin. Sie hat bei mir dreimal die Fahrkarten kontrolliert und mir noch 200 Lek abgeknöpft – für die Räder, wie sie zu verstehen gab.
Ein Polizist fand sich im Abteil, und eine weitere Dienstdame, die ständig ihre Dienstbluse auszog und im Unterhemd dasaß. Die kochte türkischen Mocca im Abteil, mit dem Gaskocher…
Die abenteuerliche Fahrt über wacklige, schwindelerregend hohe Brücken und dunklen Tunnels (es gab kein Licht – weder im Tunnel, noch in den Abteilen) endete in Pogradec, in dem Örtchen am Fuße des Ohridsees.
Ein kleines Paradies – die Albaner wissen es nur noch nicht. Sie schmeißen ihren Müll weiterhin in die Landschaft, in den See. Das macht den See algig, bei den Temperaturen sowieso. Das tut dieser atemberaubenden Landschaft aber nur bedingt Abbruch.
Das beste Hotel am Ort bezogen wir – direkt am See – für 3000 Lek. Das sind sage und schreibe 22 Euro. Das Tretboot fahren mit den hoteleigenen Booten ist umsonst (noch :-). Ansonsten wirkt das Ufer mit dem Park gepflegt. Es entstehen im Hintergrund Hochhäuser, modern und sauber.
Eine kleine Oase – ideal für einen geruhsamen Pausentag, den wir dringend nötig haben, nach der Hitze. Die Prognose für Thessaloniki und die nächsten Tage sagt aber weiter Temperaturen über 38°C voraus. Auweia.
Ein wenig tut es mir leid, dass es morgen mit Albanien vorbei sein soll. Es ist wirklich schön gewesen, aber so ist das Leben, alles in endlich. Auch unsere Reise durch Albanien.
Aber schauen wir nach vorne, was der Norden von Griechenland dem Radfahrer zu bieten hat.


Ein Gedanke zu „Tag der aufregenden Ruhe

  1. Wer mit dem Rad und auch mal mit der Bahn reist, der kann eh‘ Interessantes erleben – im Auto sitzt man nur im abgeschlossenen Kasten und rauscht an allem vorbei…

    Wir sind uns hier nicht sicher, was wir von euren Wetteraussichten halten sollen. Hier regnet es mal wieder – aber 38 Grad …

    Übrigens bin ich mir sehr, sehr sicher, dass ich mit einem baugleichen Waggon heute Mittag ab Kassel von der kurzen Hessen-Radtour heimgefahren bin. Es hat ordentlich gerüttelt, der Diesel lärmte, den aktuellen Bahnhof haben die Fahrgäste freundlich beratschlagt, die Räder waren im Weg – aber es gab keinen Tee. Zugfahren in Albanien hat also gehobenen westeuropäischen Standard 🙂

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