Warum mache ich das?

Omei, heute ist es mir gar nicht gut gegangen. Seit Lazise habe ich eine Magenverstimmung, da war wohl eins der Fische auf der Platte schon länger tot, als zugelassen. Dazu jetzt die brutale Hitze, die bin ich noch überhaupt nicht gewöhnt, es hat bestimmt 40°C und kein Lüftchen regt sich. Ja und da war da auch die elende nimmer enden wollende Straße durch die Parmesan-Industriegebiete Reggio, Gran Pandano usw. Ich glaub ich esse nie wieder Käse!

Das war nicht das Schlimmste, aber der Verkehr. Wir fahren angeblich auf „ruhigen Nebenstraßen“. Pustekuchen! Lastwägen rumpeln vorbei, Motorradfahrer geben extra Gas und Autofahrer/innen schneiden mich, nehmen mir einfach die Fahrbahn vor mir.

Eigentlich hatte ich mich auf die Po-Ebene gefreut, weil es flach ist. Das stimmt denn auch, aber dafür ist alles andere überhaupt nicht optimal. Lieber radle ich durch liebliche Hügellandschaft.

Aber wie würde meine Freundin Sabine sagen? „Das Leben ist eben kein Ponyhof!“.

Der Gipfel waren die letzten 15 Kilometer. Mit hochroter Bombe (Kopf) gings dann auch noch in den Apennin. Gleißende Nachmittagssonne an den Serpentinen. Ein flotter Italiener auf dem Rennrad jodelt bergabwärts mir sein „Buongiorno“ entgegen. Jetzt reichts! Ich stelle mir einmal mehr die Sinnfrage: Warum mache ich das?

Ich muss mich zwingen, an den Benefit zu denken: Keine Erkältungen mehr im Winter, saugute Figur, braun und fit, bis ich ankomme. Blondieren der grauen Strähne kann ich mir sparen, wird alles gebleicht. Viel gesehen und erlebt, ja auch das Heute gehört dazu.

Und da ist auch noch der Ralf, der heute in die Klinik geht und sich seiner obligatorischen Therapie unterzieht. Das Leben ist kein Ponyhof…aber irgendwie ist es trotzdem gut, so wie es ist!

6 Gedanken zu „Warum mache ich das?

  1. Motivationsknick? Nicht doch! Da habt ihr doch schon schlimmeres bei früheren Touren mitgemacht, oder? Denkt einfach an das Schöne, was noch kommen wird… Sonnenuntergang am Meer, laue Mondnächte, zirpende Grillen, leckerer Rotwein…

  2. „Warum machen wir das?“ – Und warum schauen wir alle immer wieder neugierig zu, wo Ihr seid, wie es Euch geht? Sogar meine Kinder, die jeden Abend staunen, was ich da für kuriose Bilder und Filmchen anschaue?
    Keine Ahnung, aber irgendwo machen das zwei Menschen, und sie machen es nicht nur, damit es ihnen selbst gut geht, sondern sie nutzen ihr Recht auf Erholung gleich noch für einen superguten Zweck!
    Das kommt einfach gut rüber, hell und vorbildlich wie eine „olympische Fackel“, die auch uns „ansteckt“. Eine gute Sache könnte so „einfach“ sein, wenn man sich einfach nur mal überlegen würde, woraus man alles eine gute Sache machen könnte!
    Das ist sogar noch hier, am Rechner, im abendlichen Berliner Wohnzimmer, ein kleiner Lichtblick: Ein guter Zweck voller leuchtender Bilder des Südens, zwei tolle Menschen, die etwas für einen Anderen tun. Einfach ein paar richtig schöne Momente, die Ihr uns geschenkt habt.
    Was heißt geschenkt: Natürlich fände ich es noch viel toller, wenn wir uns das alle noch ein wenig mehr „kosten“ ließen.

  3. Liebe Simone und Toni,
    Die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt und ich glaube, wir sind uns sehr ähnlich.
    Zum Ersten bezeichne ich uns als Frischtluftjunkies, wir brauchen Betätigung draußen und nicht in miefigen, sogenannten Gyms.
    Zum (langsamen) Eintritt in mein Rentnerdasein habe ich auch überlegt, was kann man als Art Meilenstein machen. Bis vor 10 Jahren bin ich Marathons gelaufen, geht aber auf die Gelenke.
    Viele wandern den Jakobsweg. War auch eine Überlegung, aber meine religiöse Grundeinstellung hat es nicht so mit den vielen Gläubigen.
    Da wir seit Jahren ein Haus in Ligurien haben, beschloss ich vor drei Jahren quasi von Haus (Düsseldorf) nach Haus Ligurien zu fahren.
    Wie ich von vielen Erzählungen von Jakobswegpilgern weiß, sind auch dort nicht nur tolle Erlebnisse, aber die Positiven Erinnerungen sind es, die solche Erlebnisse unvergesslich und zum festen Bestandteil des weiteren Lebens machen.
    Es tröstet mich, dass auch du oder ihr -wie eigentlich alle- zwischendurch von Selbstzweifeln geplagt werdet, ging mir beim Langlauf genauso, aber danach seit ihr Könige.
    Morgen früh geht es los. Mehr als zwei Jahre Vorbereitung, auch Selbstzweifeln was soll das eigentlich.
    Unsere Kinder sagten am Mittwoch im Spass noch: oder macht doch ganz einfach eine Pauschalreise nach Mallorca.
    Nein, wir gehen es an, und wenn die Zweifel kommen, werden wir an euch denken.
    Und danach sind wir alle Könige.
    Macht et juut aus dem Rheinland
    Günter und Ulrike

  4. Ohhhhh, das Warum-mach-ich-das kennen wir 😉
    Schön zu wissen, dass wenn du diese Zeilen liest, das Ganze bereits hinter dir liegt und du mächtig stolz auf dich sein kannst.
    Gruss aus den Glarner Alpen

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