Vom Sitzen und der Menschlichkeit

Ich mache mir Gedanken, wieviel der Mensch so sitzt. Da sitzt er acht Stunden im Büro, um Mittags eine Stunde in der Kantine zu sitzen, um mit dem Auto oder S-Bahn abends sitzend nach Hause zu fahren, um sitzend zu Abend zu essen und wieder vor den Fernseher zu sitzen. Ich nehme an, morgens wird das Frühstück im Sitzen eingenommen. In der Freizeit fährt der Mensch dann mit seinem Motorrad sitzend durch die Landschaft, weil er denkt, er bewegt sich. Oder der Bauer schneidet auf seinem Traktor sitzend das Heu, um es auf vollautomatischen Bändern in den Stall zu transportieren. Sicher gibt es auch Berufe, wo man körperlich arbeitet, jedoch der moderne Mensch tut es eher weniger.

Nun, wie der Mensch also da so sitzt, auf seinem Allerwertesten, wird er anscheinend nebenbei immer agressiver, was sich zum Beispiel in hitzigen Bürostreits äußert oder in wilden Stammtischdebatten oder in Ehestreits. Oder der Mensch schreit den Radfahrer vom Motorrad aus sitzend von der Seite an wenn er vorbeibraust: „Hop Hop Hop / langsame Mieze / brauchst an Elektromotor“ oder ähnlichen Schmarrn.

Oder er sitzt im Café, nachdem er sich mit seiner Frau aus dem Cabrio gehievt hat und sie maulen sich an und die Bedienung und Gott und die Welt.

Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der zwischenmenschlichen Aggression und dem Bewegungsmangel, den unsere Zeit und Freizeit wohl so mit sich bringt?

4 Gedanken zu „Vom Sitzen und der Menschlichkeit

  1. schöne gedanken, vor allem nachdem ihr sooo lange am rad gesessen seid

    ich würde mir allerdings wünschen daß so mancher wirtschaftskriminelle

    lange sitzen müsste – aber das belieb ein wunschdenken

    gute fahrt
    gunnar

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