Gestern haben wir mit Rieti ja offizielll die Route des Franziskusweges, der uns bestens vertraut ist, verlassen. Die Abruzzen und die Stadt L´Aquila ist für uns völliges Neuland. Als wir auf dem Domplatz ankamen, waren wir erstmal geschockt! Die ganze Stadt eine einzige Baustelle! So hatten wir es nicht erwartet. Wir waren beide wirklich von den Socken, so eine große Stadt zu sehen, die immer noch wie von Christo eingehüllt zu sein scheint. Und das nach fast neun Jahren des verheerenden Erdbebens. Alle wichtigen Bauwerke, Kirchen, der Dom, die Einkaufsmeile – alles verhüllt, gestützt, weil kaputt. Die Verhüllungen zeigen manchmal die Bauwerke in 2D-Ansicht, reduziert auf Fenster und Türabbildungen, farbige Textilien, was die ganze Szene noch skurriler erscheinen lässt. Die Stadt ist menschenleer, nur hie und da lugt ein Bauarbeiter mit einem bunten Bauhelm hervor. Es ist wie in einem komischen Traum, nicht mal ein gut gemachter Science Fiction Film könnte so eine Stimmung abbilden.

Abends essen wir in einer Trattoria, seitlich ist sie ist eine Ruine. Gegenüber steht ein Geisterhaus, es ist leer und die Fenster gestützt. In der Trattoria, wie tröstlich, ein paar Menschen, die sich wie wir am leckeren Essen freuen.

Auf dem Heimweg aber erwachten einige Plätze zwischen den Ruinen zum Leben! Wider Erwarten wird gelacht, gefeiert, spaziert! Und das zwischen den gigantischen Baustellen…Das Leben geht für die Menschen in L´Aquila normal weiter – unvorstellbar – aber andererseits – warum nicht?

Unser lieber Freund Bruder Thomas hat in der Basilika San Francesco von Franziskus erzählt. Dieser hatte in der verfallenen Kapelle in San Damiano eine Jesuserscheinung, in einer Baustelle! Nicht irgendwo in einem gigantischen Dom, an einem super spirituellen Ort, nein, in einer Ruine spricht Jesus zu Franziskus vom Kreuz.

In L´Aquila wird mir klar: das Leben ist eine Baustelle. Eine Baustelle ist wie ein Durchgang zu einer neuen Existenz. Aus der kleinen Baustelle San Damiano ist etwas Großes entstanden, Franziskus hat viele Spuren hinterlassen. L´Aquila wird auferstehen und schöner sein als je zuvor. Ja, und das Leben oder eine Reise geht auch mit und gerade wegen Baustellen weiter. Und wer weiß, was aus den eigenen Baustellen einmal entsteht….?

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Ein Gedanke zu „

  1. Liebe Simone,
    DANKE für den tollen Bericht mit einem bewegenden Stimmungsbild in der Stadt. Ich wünsche Euch für morgen schönes Wetter und einen schönen Radeltag
    Grüße aus dem ebenfalls total verregneten Deutschland
    Eberhardt

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