Ein heißer Ritt nach Spanien

Eigentlich wollte ich morgen früh noch ein letztes Croissant essen, das schmeckte so fantastisch in Frankreich, unter unzähligen anderen leckersten Dingen.

Ich möchte gerne Resümee ziehen über Frankreich. Es ist ein tolles Land, allem voran das Essen. Es ist extra sauber. So einen Straßenrand habe ich noch nirgends gesehen. Selbst in Deutschland ist es schmutziger. Die Franzosen sind sehr freundlich. Ich muss meine Vorurteile komplett revidieren.

Auch die Autofahrer sind im Umgang mit den Radfahrer PERFEKT! Kein Hupen, kein Rauskreischen aus dem Fenster, kein zu schnell und zu knapp. Sie fahren hinter einem her und wenns 5 km sein sollten, in denen sie nicht überholen können.

Wenn man eines als ein bisschen schade empfinden will, dann ist es die Emotionslosigkeit gegenüber Ausländern. Zuerst dachte ich mir, das liegt vielleicht an der alten Feindschaft zu Deutschland. Aber untereinander sind sie auch nicht viel wärmer. Nicht dass ich mich jetzt beschwere, aber wenn ich in ein fremdes Land fahre, dann genieße ich, wenn mich der Einheimische als „anders“ wahrnimmt, begrüßt, bestaunt, oder zumindest neugierig fragt, wo ich herkomme.

Der Franzos nimmst gelassen, als ob jeden Tag ungefähr 1 Mio Deutsche mit dem Fahrrad durchfahren. Da erinnere ich mich zu gern an den Kroaten von vor zwei Jahren, mit Tränen in den Augen, dass mal nach dem Krieg wieder Deutsche in sein Lokal kommen. Reich beschenkt mit einer Flasche! eigens gebrauten Kräuterlikörs zogen wir damals von dannen…

Nun, seis wie es sei: auch wenn ich Kinder hätte, ich würde BEDENKENLOS in Frankreich Urlaub machen. Ein bisschen Französisch ist hilfreich, besonders an der Küste. Mit dem Fahrrad: jederzeit wieder! Mit dem Auto natürlich auch kein Problem.

Kurz noch zur Überschrift: Wir hatten fantastischen Rückenwind bis an die Grenze. Dort wollten wir in der Grenzstadt übernachten. Da hats uns schier rückwärts den Berg obi ghaun! Ja pfui deifi, wie der Bayer da sagt! Sind denn die Franzosen närrisch geworden? Fahren über die Grenze und kaufen ganz Spanien leer! So was hab ich noch nie gesehen! Überall sitzen käufliche Damen herum und biedern sich an. Kaum vorstellbar in einem Zimmer zu schlafen, wo die ihr Gewerbe verüben, nein danke ekelerregend! Der Franzose im eigenen Land ein Pedant und dann schmuddelt er sich über die Grenze?

Mit so viel Ekel im Nacken und dem Rückenwind lässt es sich ganz schnell in den nächsten – halbwegs vernünftigen – Ort Namens Figueres fahren, wo wir jetzt sind und jetzt verstehe ich auch, wieso der Franzose hier einkauft! Das Zimmer ist halb so teuer als in France…

23 Gedanken zu „Ein heißer Ritt nach Spanien

  1. An der Deutsch-Polnischen Grenze sieht es sehr ähnlich aus, alleine die Zigaretten ziehen die Deutschen in Karawanen nach Polen. Aber auch Lebensmittel und sonstige Güter sind günstig zu haben. Ich als Westdeutscher hatte immer eine negative Einstellung zu Polen (und den restlichen Ostblockstaaten <- natürlich nur ein Vorurteil). Ist heute lange nicht mehr so, seit dem ich auch Kontakt nach Russland (ehemals Ostpreußen, in das Land meiner Vorfahren) habe. In den neuen Bundesländern meckern viele über die Polen, nehmen die Arbeit weg, haben sich zu DDR Zeiten unmöglich aufgeführt und viele Flüchtlinge haben nach dem Krieg Haus und Hof verloren. Aber alle fahren sie nach Polen um einzukaufen, das kommt mir etwas Paradox vor. Abscheulich finde ich das einige Polen um Geld zu verdienen Artikel mit Hakenkreuzen verkaufen und noch abscheulicher finde ich das es deutsche Touristen gibt die diese Artikel ohne Scham kaufen, aber jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen 🙂

  2. Nach leben atmen klingt das nicht gerade – so wie ihr euch da durchhetzt. Warum die Eile ? Wer oder was treibt euch an ? Und bitte, eine kleine Klugscheisserei, es sind die Pyrenäen, und die Pflanze heisst Oleander. Trotzdem alles Gute – und relaxt doch mal – man wird ja ganz atemlos, wenn man euch in Gedanken mitverfolgt. Viele Grüsse von einer Weitgereisten

  3. @ana: danke für die hinweise. nach 120 km im sattel ist es manchmal müßig, nach zu schauen ob die schreibweise richtig ist. ich bitte das zu entschuldigen. auch „hetzen“ wir nicht, wenn du die letzten beiträge und überhaupt verfolgt hast, haben wir gestern einen ruhetag eingelegt. und heissen schreibt man übrigens mit scharfem ß 😉

  4. @tourenradfahrer: das scheint wohl ein genereller „grenzfall“ zu sein. ist mir nur von österreich mit der tankerei bekannt. aber was die waren geschleppt haben, so viele zigaretten kann man in polen nicht kaufen 😉

  5. @hannelore: werden mal sehen, was uns der herr dalli pardon dali! zu bieten hat 😀 übrigens danke, dass du meine französischen „fehltritte“ nie korrigiert hast, wärst wahrscheinlich heut noch nicht fertig! liebe grüße, auch an die kursteilnehmer!

    • Hab gar nicht so viele Fehler gesehen, und wenn macht’s auch nichts. Die Hauptsache ist, man wird verstanden 😉 Grüße werden natürlich ausgerichtet.

  6. Und vor dem Schlafen noch eins: 17 Tage ohne Pause schwere Strecken bewältigen nenne ich hetzen. Und ich habe in meinem Leben schon viele Kilometer zurückgelegt. Forza !

  7. Hunderte mit Fahrrad und viele Hunderte per pedes, da ich nicht der begeistertste Radler bin. Und viele Jahre in Asien gelebt und gereist. Generell finde ich es immer am spannendsten, sich komplett vom Leben treiben zu lassen – ohne festgesteckte Endziele. Sich auf neu entstandene Situationen einlassen, einfach mal bleiben wenn es sich irgendwo richtig gut anfühlt, Menschen wirklich kennenlernen – das ist doch das, was Reisen in jedweder Form aufregend macht. Meine Frage bleibt: was treibt euch ?

  8. An Simone und Anton

    Seit ein paar Tagen verfolge ich euch via App. Bin zufällig darauf gestossen. Ich bewundere Euer Durchhaltevermögen in Planung und Ausführung. Bin jetzt schon Fan und sehr gespannt auf die Berichte aus Spanien und vor allem aus Marokko.
    Wünsche weiterhin “ Gut Sitzfleisch “
    Esther

  9. Lasst euch nicht ärgern,es ist schon einfacher,bequemer wenn man in einen Flieger steigt!! Ich bewundere euch auf jeden Fall über eure sportliche Leistung !
    Macht weiter so!Und zum Leute kennenlernen fliegt ihr nach Asien
    Viele liebe Grüsse

  10. @ana: guten morgen, natürlich beschäftigt mich deine frage, nur sie ist in dem fall irgendwie provokant. ich möchte trotzdem versuchen darauf zu antworten. wie du im eingangstext lesen kannst, möchten (nicht müssen) wir nach 6-7 wochen unser ziel marrakesch erreichen. unsere art, eine radreise zu machen, von jedem ein wenig zu kosten, auch das loslassen zu „müssen“, gerade da, wo es schön ist, hat ebenfalls seinen ganz eigenen reiz. eben nicht sich fallen zu lassen, sein gestecktes ziel zu verfolgen und es zu erreichen. auch die leser der app wären wahrscheinlich nicht begeistert, wenn wir uns irgendwo niederlassen und sagen, so, jetzt bleiben wir mal drei wochen in figueres und fahren den rest mit der bahn („versäumen“ tut man dann im nachhinein, wie mans dreht und wendet). abgesehen davon, wir haben uns für die reise nicht unendlich zeit genommen, weil wir trotz aller schönheit in fremden gefilden auch supergerne zuhause sind. wir fanden noch keinen schöneren platz, um dauerhaft zu verweilen, wir waren auch schon unvorstellbar viel weg und haben viel gesehen. ich hoffe, damit ist deine frage halbwegs beantwortet. herzliche grüße

  11. Guten morgen Ihr beiden, ich hoffe ihr habt die erste spanische Nacht gut durchgeschlafen.
    Frühstückt erst mal schön und nehmt es gelassen mit Gemütlichkeit.
    Bitte meine Schreibfehler nicht beachten, es sind ja keine Lehrer da.

    Also macht’s gut für den heutigen Tagesablauf.
    Tschüss. Jhbitt

  12. Liebe Simone!
    Also ich habe total viel Respekt davor, welche Reise Ihr da unternehmt!
    Hut ab, das würde ich auch mal gerne machen.
    Es ist vorbildlich, wie Ihr Euch die Ziele setzt und Euch Schritt für Schritt dem Ziel nähert! Großes Lob!
    Diese Pyrenäen habe ich auch verkehrt geschrieben….;-))))
    Laßt Euch nicht von so unwichtigen Dingen irritieren! Genießt Eure Zeit einfach weiterhin!
    Liebe Grüße aus dem sehr kühl gewordenen Bayern von Sabine

  13. Hallo Simone und Anton, ich finde jeder sollte das Recht haben selbst zu definieren was für einen „Leben Atmen“ bedeutet. Ich finde eure Etappenabschnitte eigentlich perfekt und sie sind von der länge eigentlich identisch mit meiner größten Tour (die allerdings nach 2100km beendet war). Wir haben dennoch wunderbare und unvergessliche Momente erlebt und faszinierende Menschen kennengelernt, die man die vergessen wird. Daher finde ich es kein hetzen, sondern ein stetiges vorankommen. Dazu kommt, das es zumindest mir so geht das ich Pausetage nur einlege wenn es meiner körperlichen und geistigen Verfassung gut tut, ansonsten will ich jeden Tag unbedingt weiter. Ich habe ansonsten den ganzen Tag Hummeln im hintern. Ich finde ihr macht das alles genau richtig. Gut fand ich auch die Lösung mit dem Wohnmobil, das euch anfangs begleitet hat. Es war vermutlich ein leichterer Einstieg in die große Tour, denn so musstet ihr nicht alles von Heute auf Morgen loslassen sondern hattet noch eine kleine Stufe zwischen geschaltet. Ich finde es entscheidet nicht wie viel km man pro Tag schafft, sondern wie bewusst man fährt, auf was man achtet, wie man seine Umgebung wahrnimmt und wie man Kontakt zu Einheimischen aufnimmt. Das ist das was entscheidet und das macht ihr doch toll euren Berichten nach. Also weiterhin gute Reise und viele Grüße aus Frankfurt 🙂

  14. Ich glaube, Neider und Meckerer gibt es überall. Wenn man das alles immer so ernst nehmen wollte, würde man sich im Kreis bewegen. Jeder hat andere Vorstellungen vom Reisen.Das ist auch gut so.Man kann ja auch abschalten, wenn einem das Konzept nicht gefällt.
    Gute Fahrt weiterhin.

  15. Die Welt ist bunt und wie wir reisen, ebenso.
    Bin auch viele Kilometer mit dem Rad gefahren, alleine, und dachte dabei öfter: gut so, dieses alleine radeln. Wenn ich nämlich schon wieder nach 10km anhielt, um zu fotografieren z.B., das wäre für Mitfahrende sehr nervig gewesen. Und bin auch eher radgewandert, wenig Kilometer am Tag, so 40 bis 50, mit Zelt und allem Gepäck, das hat mir gereicht. Euer Lied, probiers mal mit Gemütlichkeit…da konnte ich grinsen und denken, jo, so war das bei mir:)

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