Wie geht’s der Frau auf einer Radtour?

Immer wieder lese ich in den Kommentaren, dass die Männer so etwas ähnliches gerne tun würden, nur die Frauen würden nicht wollen. Darum werde ich von mir aus einmal erzählen, wie das für eine Frau so ist. Natürlich kann ich nur für mich sprechen, aber ich denke, dass es für andere weibliche Wesen ähnlich empfunden werden könnte.

Der Radtag hat seinen eigenen Rhythmus, der erst einmal gefunden werden muss. Am Anfang denkst du: „Das schaff ich NIE!“. Das schwere Rad mit Bepackung, die Berge hoch, die Autos. Doch, nach dem vielleicht achten Tag stellt sich so etwas wie Gewohnheit ein. Die Muskeln werden kräftiger, auch der Geist, der muss das ja wollen.

Ich habe mit meinem Mann ausgemacht, wenn mir die Tour zu anstrengend wird, wird ein Zimmer gesucht, egal, ob die Etappe erreicht wird, oder nicht. Manchmal ist es nicht so vorteilhaft, aber unbedingt notwendig, dass Mann Rücksicht auf die schwächere Konstitution der Frau nehmen muss. Wenn es mir zu schwer werden würde, würde er auch schwere Teile des Gepäcks abnehmen müssen und auch tun.

Morgens nach dem Frühstück ist es fein, da ist man frisch und die Luft ist noch kühl. So gegen Mittag kommt ein körperliches Loch. Das überwinde ich mit Mittagsrast. Sie kann eine Stunde oder länger in Anspruch nehmen. Richtig toll essen kann Frau, soviel sie will, wird ja alles wieder verheizt 🙂 Nachmittags wird es hart. da kommt der mentale Durchhänger, der ist schlimmer ist, als der körperliche. Da würde ich auch lieber schummeln, wie Edda im Kommentar schreibt und lamentiere vor mich hin, wie blöd ich doch bin, jetzt nicht am Strand zu liegen, sondern hier auf diesem Drahtesel zu schmoren.

Aber auch der Hänger geht vorbei. Kurz vor dem Ziel läuft es am Besten, vielleicht weil man bald am Ziel ist?

Das schönste am Tage ist das Durstlöschen mit Sprudelwasser und das Abwaschen des Tagesstaubs unter einer schönen Dusche. Das ist wie eine Trophäe jeden Tag. Ausruhen lang ausgestreckt auf dem Bett ist eine Belohnung sondersgleichen. Das Abendessen würde ich am liebsten im Stehen einnehmen, Sitzen ist nicht mehr so toll.

Den Schlaf empfinde ich als leicht, das täuscht denke ich, denn ich fühle mich in aller Regel am nächsten Morgen ausgeruht. Körperliche Probleme gibt es für mich eher, wenn ich zulange vor dem Computer sitze, Migräne, Kopf- Nackenschmerzen, Unruhe etc. sonst an der Tagesordnung sind hier ein Fremdwort. Weil alles durchblutet wird.

Lästige Pflichten der Frau sind das Herauswaschen der Kleidung, Waschmaschinen gibt es nicht so ganz oft und das Desinfizieren der Flaschen (einmal pro Woche). Man kommt vielleicht auch dem Redefluss nicht so nach, weil man am Rad alleine vor sich hinstrampelt, Mann voraus oder dahinter, je nachdem. Ist vielleicht auch garnicht so schlecht mal nichts sagen zu müssen/wollen.

Aber alles in allem ist es ein tolles Gefühl, so weit mit dem Rad zu fahren, man hat was geschafft, was getan und was erlebt. Da brauchts kein großen Strand oder kein Super Museum. Das Reisen mit dem Rad, das ist das eigentliche Highlight, weil der Körper mitleben darf.

Wenn die eine oder andere von Euch überlegt, so etwas doch zu tun: Einfach mal probieren und die Tagesetappen nicht so weit stecken. Da merkt man, man schafft 30 km, 40 km 50 km 60 km auch, ohne dass man gleich stirbt.

Der Körper macht das schon und darauf vertraue ich. Allerdings gehört das Durchbeißen und das Einhalten des Ziels auch ein bisschen dazu.

5 Gedanken zu „Wie geht’s der Frau auf einer Radtour?

  1. Einfach nur Klasse!!
    Da erlebe ich meine Touren,noch einmal, mit Euch mit!
    Wie ähnlich sind doch meine Erfahrungen mit Euren.
    Viel Spaß noch und toi toi toi 🙂

  2. Mein Mann hat diesen App gefunden und seitdem begleiten wir euch virtuell auf eurer Reise!
    Ich bin mittlerweile sehr fasziniert von eurem Tun!
    Ich muss gestehen, anfangs hatte ich den Kopf über euch geschüttelt, das man sich sowas über Wochen hinweg freiwillig antut…. Mittlerweile jedoch habt ihr mir ein faszinierendes Bild von einer Reise vermittelt, die es sich lohnt auch selbst einmal auszuprobieren! vielleicht aber erstmal nur für 3 oder 4 Tage… Zum Schnuppern! ;o) …weil „Frau“ ist ja anders konditioniert;o)

    Ich bin von euch super begeistert… Weiter so…
    Liebe Grüsse
    Diana und Rüdiger

  3. Tcha, wenn der Areitgeber einem mal 6 Wochen beurlauben würde, wäre ich mit meinem Schatz schon längst durch Europa (oder sogar weiter) gereist. Allerdings mit dem Mopped und nicht mit dem Rad.

    Ich beneide euch 🙂 genießt die Zeit.

    LG
    Nina

    @nina: nicht neidisch sein, das eigene leben leben – der arbeitgeber fragt auf deinem sterbebett auch nicht mehr nach dir…wenn es dein wunsch ist das zu tun, dann gibt es einen weg. der kann lang sein und steinig. aber wenn man es wagt, ist man reich!

  4. Hallo,
    als meine Freundin und ich unsere im letzten Jahr unsere 1.Wandertour unternommen haben, ging es den ersten Tag fast nur bergauf. Ich habe mich an diesem Tag des öfteren gefragt, warum ich mir das antue. Abends an unserem Zielort angekommen waren wir so stolz, es geschafft zu haben. Wir waren total glücklich und zufrieden. Am nächsten Morgen konnten wir kaum zum Frühstück krauchen, weil wir soooo einen Muskelkater hatten. Diese Wandertour war anstrengend, aber unvergeßlich schön. Viele definieren Glück anders. Sie geben viel Geld für einen Flug aus, um dann drei Wochen am Swimmingpool zu liegen und in der Sonne zu schmoren. Jedem das seine. Wir jedoch haben gleich die nächste Wandertour für dieses Jahr geplant, die wir nun leider verschieben müssen, da der Mann meiner Freundin plötzlich und mit 55 Jahren viel zu früh verstorben ist.
    Um noch einmal auf Tonis Beitrag mit der bunten Welt zurückzukommen. Ich finde auch die Farben verblassen mehr und mehr. Wir waren z.B. Anfang der 90iger Jahre in Peking. Da fand man noch die Garküchen an den Ecken, der Friseur hat den Leuten die Haare auf der Straße geschnitten, Fahrräder bestimmten das Straßenbild, wir sind durch die Alte Stadt geschlendert….
    Heute-alles weg. Die Stadt sieht aus wie jede andere Großstadt der Welt. Einzig geblieben sind die von Touristen überschwemmten Sehenswürdigkeiten wie Kaiserpalast, Chinesische Mauer etc.. Man hat jedoch durch diese Menschenmassen gar keine Ruhe und Muße, alles auf sich wirken zu lassen. Da kann man sich gleich eine DVD angucken und bekommt noch mehr Informationen. Ich glaube einigen Menschen ist es auch nur wichtig, sagen zu können, sie waren schon dort und dort, wobei sie den Schwerpunkt auf die Quantität legen.
    Für die morgige Etappe alles Gute!

  5. Das die Welt nicht mehr so bunt ist finde ich auch. Z.B.das verschlafene Mallorca, was es noch vor einigen
    Jahren war, gibt es auch nicht mehr. Inzwischen sind fast alle Straßen
    gepflastert.Bald wird es auch keinen
    Bauernhof mehr geben .Die vielen
    wilden Blumen z.B. Mohn auf den
    Feldern sind verschwunden, weil
    viel gespritzt wird. Die sonst so
    leckeren Tomaten werden jetzt auch ,trotz viel Sonne,in Treibhäusern
    angepflanzt . Es ist fast alles wie Überall . Deutsche Küche mit Sauerkraut u.s.w..
    In den Großstädten sind auch überall
    die gleichen Geschäfte mit den gleichen Sachen und auch Farben.
    Ich wünsche Euch für den heutigen Tag alles Gute.

    schmecken jetzt auch wie in Holland.

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